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Der Programmworkshop wird im Rahmen der gemeinsamen "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.
Galerierundgang zu Postern der Nachwuchsforscher*innen
Angesichts der sprachlichen Heterogenität an beruflichen Schulen benötigen Fachlehrkräfte Kompetenzen zur Berücksichtigung spezifischer sprachlicher Lernvoraussetzungen von Schülerinnen nicht nur mit Deutsch als Zweit-/Fremdsprache und zur Förderung einer bildungs-, fach- und berufssprachlichen Kompetenz, um allen eine erfolgreiche Bildungsbeteiligung zu ermöglichen (vgl. Roche/Terrasi-Haufe 2019). Im Rahmen des Projekts FACE – Berufliches Lehramt an der Pädagogischen Hochschule Freiburg (3. Förderphase der QLB) werden daher die Querschnittsthemen Heterogenität, Inklusion sowie Deutsch als Zweit-/Fremdsprache phasenübergreifend in der Lehrerbildung für berufliche Schulen verankert. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der langfristigen Etablierung Professioneller Lerngemeinschaften (PLGen) in der 3. Phase der Lehrerbildung. In den PLGen arbeiten Wissenschaftlerinnen der PH Freiburg und Lehrkräfte beruflicher Schulen zusammen, um in einem engen Theorie-Praxis-Dialog die zunächst für die Hochschullehre entwickelten Inhalte unter Berücksichtigung einer gegenstandsbezogenen, lernprozessfokussierenden und designbasierten Perspektive (vgl. Prediger/Leuders/Rösken-Winter 2017) auf ihre spezifischen schulischen Unterrichtssituationen zu übertragen, in der Praxis zu erproben und zu reflektieren. Die Grundlage für die kooperative Professionalisierung in der PLG bilden gemeinsam geteilte Normen und Werte, Motivation, De-Privatisierung der Unterrichtspraxis, Fokus auf Schülerlernen, Zusammenarbeit und reflektierender Dialog (vgl. Bonsen & Rolff 2006). Der Beitrag gibt einen Einblick in die Konzeption, Pilotierung und Durchführung der PLGen zum sprachsensiblen Unterrichten an den Standorten Freiburg und Waldkirch und fokussiert demnach die konzeptionelle Professionalisierungsebene sowie Herausforderungen und Chancen in der Umsetzung.
Innerhalb der vielfältigen Studiengangslandschaft der beruflichen Lehrer:innenbildung existieren zahlreiche zu absolvierende Praktika. Voraussetzung für einen qualifizierenden Abschluss sind berufspraktische Erfahrungen innerhalb der studieren beruflichen Fachrichtung, die entweder durch eine im Berufsfeld abgeschlossene Berufsausbildung oder ein außerschulisches Berufsfeldpraktikum gemacht werden. Letzteres soll dazu dienen, die Berufs- und Arbeitswelt der zu unterrichtenden Auszubildenden kennenzulernen und das entsprechende Berufsfeld in Teilen zu erschließen. Während Schulpraktika häufig als Forschungsgegenstand gelten, existieren beim außerschulischen Berufsfeldpraktikum Forschungslücken, die Anlass zum Promotionsvorhaben des Autors gaben, bei dem exemplarisch die berufliche Fachrichtung Gesundheit und Pflege fokussiert wird.
Dabei soll in einer methodologisch auf der Grounded Theory basierten, qualitativen Forschung, durch eine sequenzielle Trendstudie mit narrativen Interviews herausgefunden werden, wie Studierende das Praktikum erleben, welche beruflichen Sozialisationsprozesse auftreten und welchen Einfluss das Praktikum auf das professionelle Handeln von Lehrenden hat. Unterstützend soll eine dokumentenanalytische Aufbereitung der Strukturen des außerschulischen Berufsfeldpraktikums der beruflichen Fachrichtung Gesundheit und Pflege erfolgen.
Aus den Ergebnissen sollen mögliche Konsequenzen für die hochschulcurricularen Entwicklungsprozesse der Berufspraktikumsordnungen in den entsprechenden Studiengängen abgeleitet werden, um diese empirisch zu stützen und möglicherweise bestehende Ordnungen anzupassen. Im Poster soll das theoretische Fundament des Forschungsvorhabens dargestellt und erste analytische Ergebnisse skizziert werden. Der Beitrag soll auf der personellen Professionalisierungsebene die beschriebenen Desiderate aufzeigen und vor allem die hochschuldidaktische Relevanz des Forschungsgegenstandes als Diskussionsschwerpunkt in den Fokus rücken.
In jedem Lehramtsstudium sind Studierende mit drei großen Bereichen - der Fachwissenschaft, der Berufsfelddidaktik und den Bildungswissenschaften - konfrontiert. Alle diese Bereiche haben eine Vielzahl an Bezugsdisziplinen. Eine Besonderheit des Berufsschullehramts liegt in der Tatsache begründet, dass sich das Studium nicht nur auf die Schulpraxis, sondern auch auf die berufliche Praxis beziehen muss (doppelter Praxisbezug). Somit besteht nicht nur die Herausforderung, die Theorie mit der Bildungspraxis zu verbinden, sondern auch die Berufspraxis aus universitärer Perspektive zu erschließen und zu reflektieren. Dies ist im Besonderen ein zentraler Aspekt, weil es in Deutschland möglich ist, Berufsschullehramt ohne vorherige Berufsausbildung zu studieren.
Auf die Bewältigung dieser Problematik werden die Studierenden bislang noch zu wenig vorbereitet, denn eine hochschulcurriculare Vernetzung fachwissenschaftlicher und berufsdidaktischer sowie berufswissenschaftlicher Inhalte ist derzeit nur selten gegeben. Ebendiese konzeptionelle Kohärenz soll durch das hochschuldidaktische Konzept geschaffen werden, welches im Rahmen des Teilprojekts 4 des Maßnahmenpaketes "Sylber-BBS" der TU Dresden entwickelt worden ist und seit dem Wintersemester 2020 erfolgreich implementiert wurde. Das Konzept umfasst einerseits die Erhebung von beruflichen Kernaufgaben und beruflichen Handlungssituationen durch Berufsfeldanalysen und andererseits deren berufsfelddidaktische Aufbereitung zu Lernsituationen bis hin zur fachwissenschaftlichen Aufbereitung konkreter Unterrichtssituationen. Berufswissenschaftliche Forschung und die didaktische Transformation der Ergebnisse werden somit in einem Gesamtkonzept - eingerahmt durch das hochschuldidaktische Prinzip des Forschendes Lernens - verbunden. Hierdurch wird weiterhin eine forschende Grundhaltung angebahnt, welche aufgrund der oben beschriebenen Anforderungen im alltäglichen Lehrer:innenhandeln erforderlich ist.
Der Bereich der Lehrer:innenbildung hat sich in den letzten zwanzig Jahren, vor allem im deutschen Kontext, deutlich entwickelt. Empirische Studien wie COACTIV (Baumert et al. 2011), TEDS-LT (Blömeke et al. 2013) und FALKO-E (Krauss et al. 2017) geben Einblicke in das bisher besonders in der Fremdsprachenforschung wenig erforschte Feld des Lehrerwissens. Während frühere Modelle einen eher deskriptiven Ansatz der professionellen Kompetenzen von Lehrpersonen darstellen (Baumert/Kunter 2006), verdeutlicht ein neueres Modell die Multidimensionalität dieser Kompetenzen (Blömeke et al. 2015, König 2020).
Bisherige empirische Forschung zum professionellen Wissen von Englischlehrer:innen nutzt als Erhebungsinstrument vorwiegend isolierte Testitems. Diese sind jedoch ungeeignet, um das professionelle Wissen in seiner reflexiven und situativen Komplexität zu erfassen. Das Projekt schließt diese Forschungslücke, indem es das professionelle Wissen von Englischlehrpersonen untersucht. In dem quasi-longitudinalen Studiendesign werden einer Reihe von Bachelor-Studierenden bis hin zu erfahrenen Lehrer:innen, Vignetten vorgelegt, auf die sie spontan verbal reagieren sollen. Durch das mündliche Reflektieren (Dewey 1910, Schön 1983) der Teilnehmer:innen ist es möglich an ihre expliziten Wissensbestände zu gelangen (Neuweg 2022). Eine qualitative Analyse der Daten ermöglicht es, nicht nur das Wissen der Lehrpersonen, sondern auch dessen Tiefe und reflexives Potenzial zu rekonstruieren. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Art des professionellen Wissens von Lehramtsstudierenden zu Noviz:innen oder sogar Expert:innen entwickelt. So werden auch Unterschiede auf der personellen Ebene zwischen verschiedenen Wissensfacetten deutlich. Bei langjähriger Berufserfahrung scheinen die Formen des professionellen Wissens stärker miteinander vernetzt, während das Wissen von Lehramstanwärter:innen reproduktiv und wenig anwendungsbezogen bleibt.
Rassismus ist in Deutschland allgegenwärtig - auch in Schulen, welche im Anspruch stehen diesen durch Bildungsprozesse zu reduzieren oder zu verhindern. Eine kritische antirassistische Perspektive (Kubota 2021) muss jedoch von Akteur:innen erst einmal eingenommen werden. Empirische Studien zeigen, dass Schüler:innen und in Deutschland Rassismus erleben (Karabulut 2020) und rassistische Inhalte in (Englisch)Lehrwerken vorkommen (Bönkost 2020, Marmer 2013). Durch seine Themen und Traditionen läuft der Englischunterricht Gefahr, rassistische Narrative zu tradieren (Langensiepen & Gerlach 2023). Doch bisher ist wenig über das rassistische Wissen (Terkessidis 2010) bekannt, das Lehrpersonen internalisiert haben und in ihrem Unterricht reproduzieren.
Im Dissertationsprojekt wird diese Forschungslücke aufgegriffen, indem untersucht wird, welches implizite und explizite (anti)rassismusrelevante Wissen Englischlehrer:innen beim Sprechen über Unterricht verbalisieren. Dazu werden narrative Interviews mit Englischlehrerpersonen geführt und mit der dokumentarischen Methode (Bohnsack 2014) ausgewertet. Diese ermöglicht die Rekonstruktion von implizitem Wissen, dem ein stärkerer Einfluss auf die Handlungspraxis zugeschrieben wird als explizitem Wissen.
Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine weiße Perspektive das Sprechen über Unterricht und Schüler:innen prägt und dass Lehrpersonen einen verkürzten Rassismusbegriff nutzen: sie denken Rassismus nicht strukturell sondern individuell. Rassismuskritik könnte als konzeptioneller Ansatz helfen, Professionalisierungsprozesse von Englischlehrpersonen in allen drei Phasen der Lehrer:innenbildung zu fördern, sodass sie eine kritische antirassistische Haltung einnehmen und danach unterrichten, um strukturellen Rassismus in der Institution Schule abzubauen und die eigene Integrität zu wahren.
Voraussetzung für die digitale Professionalisierung von Lehrkräften ist die Identifikation notwendiger digitaler Kompetenzen und Konzepte (KMK, 2016).
Dies ist bisher nur in begrenztem Umfang auf fachspezifischer und fachdidaktischer Ebene erfolgt, um solche Kompetenzen bei Lehrkräften optimieren zu können. Deshalb bieten insbesondere bereits vorliegende Überlegungen wie z. B. der Orientierungsrahmen DiKoLAN (Arbeitsgruppe Digitale Basiskompetenzen, 2020) eine erste Orientierungshilfe für fachbezogene digitale Qualifizierung und Professionalisierungsmaßnahmen.
Das Teilprojekt eduTAP (BMBF-Projekt U.EDU, TU Kaiserslautern) adressiert die Entwicklung von Formaten für Lehrkräfte der dritten Phase, mit denen in geeigneten „Räumen“ digitale Kompetenzen für die Unterrichtsgestaltung entwickelt werden. Basierend auf Forschungsstudien von Thyssen et. al. (2021) und Schulze-Vorberg et al. (2021) wird hierbei die Akzeptanz und Wirksamkeit in Abhängigkeit von drei verschiedenen Fortbildungsformaten (Präsenzfortbildung, Online-Fortbildung oder Selbstlernkurs) sowie von den von Schulze-Vorberg identifizierten Lehrkräfteprofilen digital Abseitsstehende, digital Mithaltende und digital Vorreitende untersucht.
Dabei adressierte Forschungsfragen sind:
1. Welche der drei angebotenen Fortbildungsformate werden am ehesten angenommen?
2. Werden bestimmte Formate von den von Schulze-Vorberg identifizierten Profilen bevorzugt?
3. Welches Format eignet sich am besten für den Aufbau von technologisch-pädagogischem Inhaltswissen TPACK (Koehler und Mishra, 2014) und unterscheiden sich Lehrkräfte der drei Profile beim Aufbau von TPACK im Rahmen von Professionalisierungsmaßnahmen?
Zu diskutierende Punkte sind die Interpretation und Aussagekraft möglicher Ergebnisse vor dem Hintergrund sich rasant verändernder Anforderungen aufgrund von sich wandelnden Alltags- und Berufssituationen von Lehrkräften und der Entwicklung technischer Infrastruktur.
Im Rahmen der universitären Lehrer:innenbildung an der BUW gibt es nur wenige auf das Berufsschulprofil abgestimmte Lehrveranstaltungen (vgl. BUW 2019); im Fach Englisch bisher keine, da sich pro Semester nur ca. 5 Studierende für dieses Lehramt entscheiden. Eine Umfrage an der BUW zeigt jedoch gerade bei diesen Studierenden einen Wunsch nach mehr Schulformbezug (Langensiepen 2021). Ausgehend von den Ergebnissen dieser Befragung und einer Analyse theoretischer und empirischer Erkenntnisse zum Englischunterricht im beruflichen Kontext wurde 2021 eine schulformspezifische Veranstaltung zum Praxissemester entwickelt und evaluiert. Auf der Grundlage der Erfahrungen im Präsenzseminar und der Evaluationsergebnisse werden digitale Lehr- und Lerneinheiten entwickelt, die mittelfristig in andere fachdidaktische Lehrveranstaltungen eingebettet werden können, um selbst bei gering bleibenden Studierendenzahlen einen Schulformbezug herstellen zu können.
Am Berufskolleg sind Anforderungen an Englischlehrpersonen hoch. Trotz Überschneidungen mit Merkmalen des Gymnasiums gibt es dort andere Herausforderungen. Das Berufskolleg fasst mehrere Schularten zusammen, die unterschiedliche Abschlüsse vergeben und daher auf die Ausbildung unterschiedlicher fremdsprachlicher Kompetenzstufen abzielen. Englischlernen ist an fachliche Inhalte gebunden, die den Fremdsprachenlehrpersonen in der Regel fremd sind. Content and Language Integrated Learning (CLIL) und English for Specific Purposes (ESP) sind für die fachdidaktische Ausbildung wichtige Konzepte.
Es wird davon ausgegangen, dass bereits im Studium BK-bezogene Professionalisierungsprozesse angestoßen werden müssen, um die Studierenden angemessen auf die 2. Phase der Lehrer:innenbildung vorzubereiten. Im Vortrag wird das blended-learning Konzept zum Aufbau BK-bezogener Planungs- und Analysekompetenzen angehender BK-Englischlehrkräfte vorgestellt und anhand von Evaluationsergebnissen kritisch diskutiert.
Das Projekt „Strukturentwicklung in der Berufsschullehrerbildung (SteBs)“, das im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung an der Universität Bremen durchgeführt wird, verfolgt das übergeordnete Ziel, die Berufsschullehrkräftebildung im Bundesland Bremen strukturell zu stärken und weiter auszubauen. In fünf Arbeitspaketen werden Konzepte zur Förderung professioneller Handlungskompetenz von Lehrkräften entwickelt und erprobt. Dabei sind mit Studium, Referendariat und Fortbildung alle drei Phasen der Berufsschullehrkräftebildung vertreten.
Der geplante Posterbeitrag fokussiert die Aktivitäten des SteBs-Projekts, die eine stärkere Verknüpfung von Studium und Vorbereitungsdienst zum Ziel haben.
Hierbei wird zum einen der von den Akteuren aus erster Phase (Universität) und zweiter Phase (Landesinstitut für Schule) gemeinsam herausgearbeitete Kooperationsgegenstand dargestellt (konzeptionelle Professionalisierungsebene): Mit der Einführung des Lernfeldkonzepts im Jahr 1996 traten an die Stelle des bislang tendenziell fachsystematisch ausgerichteten Unterrichts vermehrt handlungs-, prozess- und kompetenzorientierte Lehr- und Lernansätze. Die damit verbundene Ausgestaltung des Berufsschulunterrichts durch arbeitsprozessorientierte Lernsituationen stellt bis heute eine Herausforderung für Berufsschullehrkräfte dar. Es wurde daher eine gemeinsam entwickelte Ausgestaltung und Modellierung des Konzepts von Lernsituationen angestrebt, die künftig sowohl in der universitären Ausbildung als auch im Vorbereitungsdienst eingesetzt wird.
Zum anderen sind für eine gelingende Kooperation geeignete Maßnahmen auf der organisatorischen Ebene notwendig – hierzu gehören neben Austauschtreffen, gegenseitigen Besuchen von Akteuren der jeweils anderen Phase in Veranstaltungen der Universität bzw. des Vorbereitungsdiensts und der Verstetigung der Zusammenarbeit auch technische Rahmenbedingungen wie bspw. die gemeinsame Nutzung digitaler Tools zur Abbildung von Lernsituationen.
Abstract: In Praxismodulen nutzen Arbeitsgruppen wie die Oldenburger AG Didaktik der Physik und Wissenschaftskommunikation das Modell der Rückwärtsplanung von Unterricht: Die Studierenden formulieren zunächst die angezielten kognitiven Prozesse der Schüler:innen (wahrnehmen, Wissen aufbauen, Begriffe bilden, verbalisieren, argumentieren etc.). Sie planen dann deren Handlungen, die geeignet erscheinen, diese kognitiven Prozesse anzuregen und aufrechtzuerhalten. Schließlich arbeiten sie die Handlungen der Lehrkräfte aus, mit denen diese die kognitiven Prozesse und Handlungen aufseiten der Schüler:innen induzieren sollen (Richter, Komorek 2017). Aber wie lässt sich diagnostizieren, inwieweit sich eine solche Planung tatsächlich umsetzen lässt? Als eine Methode bietet sich hierzu die Lesson Study als Form der Unterrichtsforschung an, bei der Schüler:innen im Fokus theoriegeleiteter Beobachtungen stehen (Knoblauch 2017; Mewald 2019). Mittels Lesson Study analysieren die Studierenden die Aktivitäten der Schüler:innen und auch der unterrichtenden Lehrkräfte (Handlungsebene), um auf die Kognitionen der Schüler:innen und auf die Umsetzbarkeit der ursprünglichen Planung (Tiefenebene) zu schließen. Im Teilprojekt SchAU plus beziehen die Studierenden ihre Planung und ihre Beobachtung systematisch aufeinander, sodass sie Aussagen über Lernerfolge in einer konkreten Situation treffen und die Unterrichtsplanung reflektieren können. Sie machen also mit der Methode der Lesson Study Lehr-Lern-Prozesse ‚sichtbar‘.
Professionalisierungsebene: Konzeptionell
Diskussionspunkte:
Wie lässt sich die Beobachtung der Unterrichtssituation standardisieren, sodass die Studierenden beim Beobachten unterstützt werden?
Inwiefern lässt sich von der Handlungsebene (sicher) auf die Tiefenebene schließen?
Wie fördert die Kombination beider Methoden die Reflexionskompetenz der Studierenden?
Verbesserung der Theorie- Praxis- Transfer- Problematik im Praxissemester Chemie durch Förderung der Selbstreflexionskompetenz
Praxissemester bieten viele Potentiale für die Entwicklung des Professionswissens der Studierenden [1]. Für die Weiterentwicklung des Pedagogical Content Knowledge (PCK) [2] ist die Reflexion eigener Unterrichtspraxis wesentlich. Die Erfahrungen zeigen jedoch, dass im Kontext von Praxisphasen im Lehramtsstudium diese Reflexion seitens der Studierenden einerseits zu wenig stattfindet und andererseits eher auf einer niedrigen, beschreibenden Ebene bleibt [3]. An dieser Stelle setzt ein Teilprojekt von OLaD@SH, das im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung gefördert wird, an. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Verbindung zwischen der konkreten Unterrichtspraxis und der fachdidaktischen Theorie zu stärken, indem ein kontinuierlicher, reflexiver Austausch der Studierenden im Praxissemester ermöglicht wird. Hierzu wird das Begleitseminar zum Praxissemester in der Chemiedidaktik in Anlehnung an das PCK – Modell nach Shulman (1986) [4] sowie dessen Erweiterung von Park & Oliver (2008) [2] konzeptionell überarbeitet. Die empirische Begleitforschung fokussiert zwei Bereiche: (1) die Fähigkeit der Studierenden zur Reflexion von Unterrichtspraxis und (2) die Selbstwirksamkeitserwartungen der Studierenden in Hinblick auf die Facetten des PCK. Zur Analyse der Reflexionsfähigkeiten werden Portfolioaufgaben sowie ein leitfadengestütztes Interview mit Studierenden nach dem Praxissemester genutzt. Die Erhebung der Selbstwirksamkeitserwartungen erfolgt mittels eines Fragebogens. Auf dem Poster werden Einblicke in die konzeptionelle Gestaltung des Begleitseminars gegeben und erste Ergebnisse der empirischen Begleitforschung dargestellt. Der Beitrag ist der konzeptionellen Ebene zuzuordnen.
Die Konstrukte Identität und Selbstkonzept – hier verbunden durch das Element Stimme – eröffnen entwicklungs- und sozialpsychologische Perspektiven auf die Lehrkräfteprofessionalität und stehen dabei in engem Zusammenhang (Kanitz et al. 2014; Spychiger 2018). Das stimmliche Selbstkonzept bietet die Möglichkeit, psychologische Aspekte der Selbstwahrnehmung und das persönliche Erleben der eigenen Stimme abzufragen (Nusseck et al. 2015), was für den sprechintensiven Lehrkraftberuf bedeutend ist.
Das Forschungsprojekt untersucht deshalb die Zusammenhänge in der Auseinandersetzung mit der eigenen Stimme und der Entwicklung von Identitäten sowie die Bedeutung biografischer Erfahrungen bei Lehramtsstudierenden. Damit ist das Projekt auf personeller Ebene zu verorten und geht dabei Aspekten nach, die im Professionalisierungsprozess von Lehramtsstudierenden bedeutend sind.
Mittels Partnerinterviews (N=30) und Fragebogenerhebung (N=25) (FESS; vgl. Nusseck et al. 2018) konnte gezeigt werden, dass sich Lehramtsstudierende mit einem ausgeprägten stimmlichen Selbstkonzept auf vielfältige biografisch bedingte stimmliche Erfahrungen beziehen und zudem Bezüge zu ersten Praxiserfahrungen in der Schule herstellen. Dabei steht ebenso die Frage nach der Identität als Lehrkraft im Raum. Bei Studierenden mit einem geringen bzw. niedrigen stimmlichen Selbstkonzept zeigen sich diese Zusammenhänge weniger. Darüber hinaus geben die Interviews Beispiele, wie Prozesse der Identitätsentwicklung im Sinne einer Identitätsarbeit (Lucius-Hoene 2010) aufgedeckt werden können.
Die vor diesem Hintergrund bestehenden weiterführenden Überlegungen auf methodischer Ebene zur Erweiterung der Stichprobe sowie inhaltliche Fortführungen im Bereich Identitäts- bzw. Biographiearbeit mit Lehramtsstudierenden können Anknüpfungspunkte für die Diskussion im Rahmen der Postersession geben.
Zum professionellen Handeln von Lehrkräften gehört der Transfer theoretischer Erkenntnisse zur Unterrichtsqualität in praktisch anwendbare Unterrichtsentwürfe. Mit der Bewältigung dieser Herausforderung sind Novizen, auch in Folge fehlender Positivbeispiele, vielfach überfordert [1].
Bei der Unterrichtsplanung müssen Lehrkräfte Methoden, Medien und Materialien passend zu Inhalt, Lerngruppe und Lernsituation auswählen. Dabei tritt ein Problem auf: die große Vielfalt an denkbaren Handlungsoptionen, deren Kombinationsmöglichkeiten und ihre Implementation in anwendbare Unterrichtsentwürfe überfordert insbesondere Novizen. Methoden, Medien und Materialien sind Teil der Sichtstruktur von Unterricht [2]. Ihre Auswahl und Implementation kann nur dann qualitätsunterstützend wirken, wenn sie die Tiefenstrukturen situationsspezifisch unterstützen und auch alle weiteren Dimensionen des Unterrichts qualitätsorientiert geplant werden. Damit Lehrkräfte die Tiefenstruktur des Unterrichts lernförderlich ausgestalten können, ist es notwendig ihr Professionswissen in Handlungsskripte für Unterrichtsplanung zu überführen [3]. Dieser Transformationsprozess von Professionswissen zu Handlungsfähigkeit wird durch das Tool Allpaka angeleitet.
Novizen-Lehrkräfte können das digitale Tool Allpaka des Projekts KoLBi-BK nutzen, um im Rahmen der Unterrichtsplanung gezielt auf Informationen zur Lerngruppe zurückzugreifen und individuelle Empfehlungen zu erhalten. Im Tool greifen dabei verschiedene Planungsmodule (z. B. Medienauswahl) gezielt auf Informationen zur Lerngruppe zurück, um im Planungsprozess Empfehlungen und Vorschläge für die Lehrkraft zu generieren. Die Ausgestaltung der Planungsaspekte erfolgt über konkrete Denk- und Handlungsschritte unterstützt durch Hilfestellungen und fachspezifische Beispiele [u.a.: 4,5,6]. Der modulare Aufbau von Allpaka ermöglicht eine dynamische Weiterentwicklung und eröffnet die Implementation weiterer Zusatzmodule oder Unterrichtsfächer.
Das Plakat zeigt die allgemeine Nutzeroberfläche und stellt exemplarisch den Prozess vom Anlegen einer Klasse bis zur Planung einer lerngruppenorientierten Unterrichtssequenz dar.
[1] Seel, A. (2011). Wie angehende Lehrer/innen das Planen lernen. In K.-H. Arnold, T. Bohl & K. Zierer (Hrsg.), Jahrbuch für allgemeine Didaktik: Bd. 2011. Thementeil: Entwicklung und Weiterentwicklung allgemeindidaktischer Modelle der Unterrichtsplanung (S. 31–45). Schneider Verlag Hohengehren.
[2] Kunter, M. & Trautwein, U. (2018). Psychologie des Unterrichts (Bd. 3895). Ferdinand Schöningh.
[3] Stender, A., Brückmann, M. & Neumann, K. (2015). Vom Professionswissen zum kompetenten Handeln im Unterricht: Die Rolle der Unterrichtsplanung. Beiträge zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung, 33(1), 121–133.
[4] Hattie, J. & Timperley, H. (2007). The power of feedback. In: Review of Educational Research, 77 (1), 81–112.
[5] Mayer, R. E., & Fiorella, L. (Hrsg.). (2021). The Cambridge Handbook of Multimedia Learning (3. Aufl.). Cambridge University Press.
[6] Jacobs, B. (2002). Aufgaben stellen und Feedback geben.
Die eigene Professionalisierung systematisch zu reflektieren und die Lehrkräftebildung aktiv mitzugestalten, ist Ziel des Moduls „Professionalisierung“. In Anlehnung an Cramers (2019) Begriff von Meta-Reflexivität werden in der Veranstaltung Anforderungen des Lehrberufs aus unterschiedlichen Theorieperspektiven, Strukturprobleme der Lehrkräftebildung, wie die Theorie-Praxis-Relationierung, sowie verschiedene professionstheoretischer Ansätze der Lehrkräftebildung und empirische Befunde dazu analysiert. Ausgehend davon entwickeln die Studierenden ein Konzept zur Professionalisierung von Lehrkräften und begründen dies in einer Klausur. Die Studierenden sollen über die metareflexive Auseinandersetzung mit dem angestrebten Beruf ein vertieftes Verständnis der Herausforderungen ihrer Professionalisierung erlangen und auch ein positives berufliches Selbstkonzept entwickeln. Die Studierenden sollen eine kritisch-reflexive Haltung erwerben und lernen, evidenzbasiert zu argumentieren. Dieser Herangehensweise liegt die Beobachtung zugrunde, dass im Kontext der Lehramtsausbildung die Ausbildungsstrukturen und Rahmenbedingungen durch die Lernenden aufgrund fehlender Hintergrundkenntnisse kaum qualifiziert hinterfragt werden können (Häcker, 2019). In der Konsequenz wird von den Studierenden die Sinnhaftigkeit verschiedener Studienelemente angezweifelt, was durch die Veranstaltung aufgegriffen und in Perspektive gesetzt wird.
Der geplante Posterbeitrag beschäftigt sich mit Professionalisierung auf der konzeptionellen Ebene und greift Aspekte der Theorie-Praxis-Transfer-Problematik auf und setzt unterschiedliche Wissenschaftsperspektiven (und praktische Ansätze) in Bezug zueinander.
Problemstellung
Ausgangslage des Forschungsprojekts ist die Entwicklung,Umsetzung und wiss. Begleitung der TU-Lehrkräftebildungs-Plattform. Der Einsatz jeglicher Medien in einem Lernsetting,bedingt die Frage nach der geeigneten und begründeten did. Einbindung. Hier,wie das neue Medium zu einer individuellen päd. Professionalisierung von angehenden Lehrkräften gestaltet und eingesetzt werden kann.
Aus der vorliegenden Forschungsfrage ergibt sich,neben der Identifikation eines did. Modells,auch die Aufgabe der Präsumtion von polymorphen professionstheoretischen Konzepten. Hier wird aus den verschiedenen Paradigmen der Professionsforschung eine zeitgemäße und adäquate Determinierung vorgenommen. Unter individuellen Professionalisierungsprozessen von Lehrkräften wird etwa eine personale,selbstgesteuerte Entwicklung verstanden,die sich auf die Aufgaben und Herausforderungen in der Berufspraxis bezieht (vgl. Nittel 2011, S.44ff) und die durch die Profession geregelt wird (vgl. Tenorth 1989, S. 814).
Forschungsdesign und Methoden
Die Bereitstellung einer didaktisch aufbereiteten Lernplattform in der Lehrkräftebildung ist ein noch ungenügend beschriebenes Forschungsfeld. Aus diesem Grund wird mit einem Forschungsdesign und Verfahren gearbeitet,das in der Lage ist,aus verschiedenen Perspektiven möglichst viele Informationen zu explorieren.
Hierzu wurde ein explorierend-sequenzielles Mixed-Methods-Design ausgewählt,das aus zwei Teilstudien besteht. Der erste Teil der Studie ist eine Erhebung von Daten mittels ‚Problemzentrierter Interviews‘ (PZI),nach Witzel (2000). Die Auswertung der qualitativen Daten wird mit Hilfe der inhaltlich-strukturierenden ‚Qualitativen Inhaltsanalyse‘ durchgeführt. Die Ergebnisse aus dem ersten Teil der Studie,werden dazu genutzt,den zweiten Teil der Studie,einen
(teil-)standardisierten Fragebogen (Paper-Pencil u. Online),vorzubereiten. Ausgewertet wird dieser mit Hilfe explorativer Datenanalyse und deskriptionsstatistischer Verfahren.
Die Professionalisierung von Lehrpersonen ist ein lebenslanger Prozess, der auch als eine Form der Rollenausarbeitung und Identitätsbildung (Legutke & Schart 2016) beschrieben wird. Die Entwicklung ihrer Language Teacher Identity ist dabei zentral für die Professionalisierung von Fremdsprachenlehrpersonen (Kanno & Stuart 2011) und findet insbesondere in transformativen Phasen wie etwa während ersten Lehrerfahrungen statt (Kalaja et al. 2016). Als eine ähnlich wichtige prägende Phase in der Berufsbiographie von Englischlehrpersonen wurden auch Auslandsaufenthalte identifiziert (Ehrenreich 2006, Vogt 2020). Jedoch gibt es kaum Erkenntnisse darüber, wie sich die professionelle Identität von angehenden und praktizierenden Fremdsprachenlehrpersonen während eines Auslandsaufenhaltes (langfristig) verändert (Gerlach/Lüke 2021).
Das Dissertationsprojekt adressiert diese Lücke, indem es die Entwicklung und das Zusammenspiel von Language Learner identity und Language Teacher Identity angehender Englischlehrer:innen während eines begleiteten Schulpraktikums im Ausland untersucht. Eine Phase, die sowohl erste Lehrerfahrungen als auch Auslandserfahrungen vereint, denn hier erleben angehende Englischlehrer:innen einen Doppelfokus auf die Entwicklung ihrer Sprachkompetenz sowie ihrer Lehrkompetenz. Dazu werden in einer qualitativen Studie narrative Interviews in einem pre-while-post Design geführt, aus denen die Selbstbilder und -positionierungen der Studierenden rekonstruiert werden können, um Veränderungen oder stabile Aspekte ihrer narrated identities (Kanno & Stuart 2011) sichtbar zu machen. Aus den Ergebnissen der Studie lassen sich Erkenntnisse über den Vorgang der Ausbildung einer Language Teacher Identity gewinnen und womöglich Implikationen für die Professionalisierung und Internationalisierung von Fremdsprachenlehrpersonen in Deutschland ableiten.
Viele Universitäten verzichten v.a. in den allgemeinbildenden Unterrichtsfächern für das Lehramt an Berufskollegs aufgrund geringer Studierendenzahlen auf den Schulformbezug des Studiengangs. Dies erscheint aus verschiedenen Gründen problematisch. So unterscheiden sich berufliche Schulen u.a. durch das Lernfeldkonzept als curriculare Grundorientierung, die diversen Bildungsgänge und zu erwerbenden Abschlüsse sowie die große Heterogenität der Schüler*innen von allgemeinbildenden Schulen (Lehberger 2013). Im QLB-Projekt KoLBi-BK der BUW wird daher u.a. eine Erweiterung der inhaltlichen Ausrichtung des Lehrangebots der Fachdidaktiken der Anglistik, Germanistik und Mathematik um Spezifika beruflicher Bildung angestrebt. Das Poster präsentiert mit dem Seminarkonzept der Mathematikdidaktik, das sich an Studierende sowohl für das Lehramt an Berufskollegs als auch für Gym/Ges und HRSGe richtet, einen konzeptionellen Ansatz zur Förderung von Professionalisierungsprozessen. Das Konzept umfasst neben der Erarbeitung fachlicher und mathematikdidaktischer Hintergründe zur Diagnostik und Förderung die Entwicklung von Lernvideos zu mathematischen Inhaltsbereichen der Sek I sowie die Gestaltung exemplarischer Lernsituationen für gewerblich-technische Bildungsgänge einschl. der Analyse hierfür benötigter mathematischer Kompetenzen (als Berufskolleg-spezifisches Element). Die Veranstaltung versucht explizit den Bedarfen der Studierenden für das Berufskolleg gerecht zu werden und zugleich die geringen Studierendenzahlen zu berücksichtigen, indem die Studierenden der verschiedenen Schulformen gemeinsam lernen und sich austauschen. Das Konzept nebst Evaluationen aus vier Semestern, in denen es erprobt wurde, wird präsentiert und diskutiert, insbesondere mit Blick auf die Übertragung in Blended-Learning-Formate.
Literatur:
Lehberger, J. (2013). Arbeitsprozesswissen – didaktisches Zentrum für Bildung und Qualifizie-rung. Ein kritisch-konstruktiver Beitrag zum Lernfeldkonzept. LIT.
Ziel der Professionalisierung angehender Lehrkräfte ist die Vorbereitung auf aktuelle und zukünftige gesellschaftliche Herausforderungen im Schulalltag. Damit dies gelingt, muss die global-politische Dimension des Lehramtes stärker hervorgehoben werden. Dazu gehören globale, universelle Ansprüche ebenso wie postkoloniale, partikulare Einwände, die berechtigterweise auf bestehende Herrschafts- und Ungleichheitsstrukturen in unserem Verständnis von Schule, Lernen und Lehren hinweisen. In der gegenwärtigen Lehramtsausbildung sind Studierende oftmals dazu aufgerufen, sich Wissen und Kompetenz zu globaler und postkolonialer Bildung selbst anzueignen. Vor diesem Hintergrund wird an der Universität Jena das Zertifikatsprogramm „Bildung global denken“ entwickelt. Dieses soll als Ergänzung des Regelstudiums dienen und ist in der ersten Phase der Lehrkräftebildung zu verorten. Das Poster für den Programmworkshop „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ stellt das Konzept des Zertifikatsprogramms vor und präsentiert dessen Aufbau und Ziele. Dazu gehören (1) der Wissenserwerb über globale Bildung, (2) die Auseinandersetzung mit globaler Bildung als Unterrichtsgegenstand und ihre Umsetzung im Lehrerinnenberuf, (3) die Auseinandersetzung mit dem Lehrerinnenberuf in der globalen Welt und (4) die Übernahme einer global-reflektierenden Grundposition. Anhand dieser Ziele lässt sich ablesen, dass es dem Zertifikatsprogramm nicht nur um die Vermittlung von Kenntnissen geht, sondern die spezifisch pädagogische und praxisrelevante Sicht der Studierenden auf globale und postkoloniale Themen geschärft werden soll. Damit setzt das Programm an der konzeptionellen Ebene der Professionalisierung an und kann so einen Beitrag zur Förderung der Lehrkräftebildung leisten.
Der Sportunterricht kann einen positiven Einfluss auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen nehmen und Schüler:innen (SuS) dazu verhelfen, einen aktiven Lebensstil zu führen. Dabei hängt der Grad sportlicher Aktivität im Unterricht und in der Freizeit von der Motivationslage der SuS ab (Owen et al., 2014). Als optimal gilt eine durch die Befriedigung der basalen psychischen Grundbedürfnisse hervorgerufene selbstbestimmte Motivation (Deci & Ryan, 2000).
Der zweiteilige Workshop „Sportunterricht motivierend gestalten“ möchte Lehramtsanwärter:innen (LAA) aller Schulformen darin unterstützen, dem Anspruch und Auftrag einer motivations- und bewegungsfördernden Gestaltung des Sportunterrichts gerecht zu werden. Ein:e wissenschaftliche:r Referent:in leitet den Workshop im Rahmen des Fachseminars Sport an verschiedenen Zentren für schulpraktische Lehrer:innenbildung. Beim ersten Termin werden motivationspsychologische Themen aus der ersten Ausbildungsphase wiederholt und vertieft. Dies schafft die Grundlage für die Erarbeitung von Praxismaßnahmen zur Förderung einer selbstbestimmten Motivationslage der SuS. Daran schließt sich eine mehrwöchige eigenverantwortliche Erprobung der Maßnahmen im Schulalltag durch die LAA an. Der dortige Erfahrungsgewinn ist Thema des zweiten und abschließenden Termins, an dem die Umsetzung der Praxismaßnahmen und mögliche Auswirkungen auf die Motivation der SuS reflektiert werden.
Der Workshop wird im Nachgang hinsichtlich der Zufriedenheit/Akzeptanz sowie des subjektiven Wissenszuwachses der Teilnehmer:innen evaluiert. Die Ergebnisse sollen perspektivisch für die Weiterentwicklung von Professionalisierungsmaßnahmen für die zweite Phase der Lehrer:innenbildung dienen und dadurch zum phasenübergreifenden Transfer beitragen.
Wie kann eine wertschätzende Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Vertreterinnen der ersten, zweiten und dritten Phase der Lehrerinnenbildung gestaltet werden? Wie funktioniert ein wechselseitiger Theoreie-Praxis-Transfer im Kontext der fächerübergreifenden Vermittlung von digitalisierungsbezogenen Kompetenzen?
Mit diesen und weiteren konzeptionellen Fragen setzen wir uns innerhalb der Community of Practice (CoP) Geisteswissenschaften im Projekt COMeIN auseinander (van Ackeren et al. 2020). Hierbei arbeiten Vertreter*innen aller Phasen in Sub-CoPs (Gesellschaftswissenschaften, Deutsch, Fremdsprachen) und CoP-übergreifend gemeinsam daran, (Aus- und Fortbildungs-) Konzepte zur Förderung digitalisierungsbezogener Kompetenzen (angehender) Lehrkräften zu entwickeln.
Auf Grundlage dieser Erfahrungen möchten wir vorstellen, welche Chancen und Herausforderungen die phasenübergreifende Zusammenarbeit (von Gehlen et al. 2018 in einer CoP mit dem Schwerpunkt Geisteswissenschaften bietet. Hierbei werden wir einerseits die Möglichkeiten der Zusammenarbeit unterschiedlicher Fächerschwerpunkte eingehen. Andererseits werden wir vorstellen, wie sich die Kooperation der Vertreter*innen unterschiedlicher Ausbildungsphasen gestalten lässt, sodass sowohl ein Transfer von Wissenschaft in Praxis als auch vice versa gelingen kann und an welche (strukturellen) Rahmenbedingungen dieser phasenverbindende Transfer geknüpft ist.
van Ackeren, I. et al. (2020). Digitalisierung in der Lehrerbildung durch Communities of Practice. Konzeption, Governance und Qualitätsmanagement des ComeIn-Verbundvorhabens in Nordrhein-Westfalen. In K. Kaspar et al. Hrsg.), Tagungsband „Bildung, Schule und Digitalisierung“ (S. 321–326). Münster: Waxmann.
von Gehlen, M. et al. “Einblicke in (In-)Kohärenzwahrnehmungen von Akteuren der Lehrerbildung zur Theorie-Praxis-Vernetzung.” Kohärenz in der Lehrerbildung. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, 2018. 281–297.
Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass Lehrkräfte spezifische Kompetenzen im Umgang mit digitalen Geräten und Medien benötigen * sie sind schon jetzt essenziell und gewinnen weiter an Bedeutung. Beson- ders von Interesse für den Aufbau dieser professionsbezogenen Kom- petenzen ist das Lehramtsstudium. Begleitend zum Unterrichtspraktikum Physik im Masterstudium wird der Einsatz (digitaler) Medien durch angehende Physiklehrkräfte untersucht. Umgesetzt wird dies als qualitative Studie, die sowohl die Planung, die Umsetzung im Unter- richt, als auch die anschließende Reflexion der Studierenden in den Blick nimmt. Ausgewertet werden die Daten vor dem Hintergrund eines aus einschlägigen Kompetenzmodellen entwickelten integrativen Modells zu professions- und digitalisierungsbezogenen Kompetenzen angehender (Physik-)Lehrkräfte.
Dieses Projekt ist Teil des Projekts Leibniz-Prinzip an der Leib- niz Universität Hannover und wird im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung gefördert (Förderkennzeichen 01JA1806).
Mit der Empfehlung zur individuellen Förderung in den beruflichen Schulen (KMK 2020) wird explizit der Auftrag an berufsbildende Lehrkräfte formuliert, Schülerinnen und Schülern gemäß deren individuellen Voraussetzungen zu fördern. Lehrkräfte „arbeiten [hierfür] in multiprofessionellen Teams, tauschen sich fachlich aus sowie beraten und entwickeln ein abgestimmtes Vorgehen zur individuellen Förderung“ (KMK 2020, S. 5).
Die individuelle Begleitung und Förderung am Übergang Schule-Beruf ist auch das Ziel der seit 2014 gegründeten Jugend-Berufsagenturen (JBA). Dort beraten Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Rechtskreise und Institutionen (Jugendhilfe, berufliche Schule, Jobcenter, Kommune) fallbezogen – und multiprofessionell - über individuelle Fördermaßnahmen für Jugendliche. Individuelle Förderung könnte folglich nach dem Vorbild der JBA auch an berufsbildenden Schulen unter Beteiligung aller an Schule vertretenen Professionen im Sinne einer fallbezogenen Kooperation umgesetzt werden.
Erste Ergebnisse aus leitfadengestützten Experteninterviews mit Lehrkräften und weiteren Fachkräften an beruflichen Schulen im Rahmen einer Mixed-Methods-Studie zeigen jedoch, dass multiprofessionelle Kooperation an beruflichen Schulen nur bedingt umgesetzt wird. Als Ursache hierfür werden unter anderem personelle aber auch (schul-)organisatorische Faktoren genannt. Diese werden mit Forschungsergebnissen aus der Literatur zur Kooperation von Lehrkräften verglichen, um statistisch überprüfbare Hypothesen zu formulieren. Folgende Hypothesen werden zur Diskussion gestellt:
• Die Kooperationsintensität wird durch das soziale Klima im Kollegium sowie durch das Autonomie-Bedürfnis der Lehrkräfte beeinflusst.
• Organisatorische Strukturen an berufsbildenden Schulen behindern multiprofessionelle Kooperation.
Die universitäre Lehrerbildung für die Sekundarstufe 2 ist in den Fächern i.d.R. kaum schulformspezifisch profiliert (Nickolaus 2010). Aufgrund der vergleichsweise geringen Studierendenzahlen ist davon insbesondere das Lehramt für Berufskollegs betroffen, was zur Folge hat, dass angehende Lehrkräfte nur unzureichend auf die spezifischen Anforderung des Unterrichtens am Berufskolleg vorbereitet sind. Im Rahmen des Projekts Kohärenz in der Lehrerbildung wird eine bildungswissenschaftlich und fachdidaktisch fundierte Konzeption für die schulformspezifische Profilierung von Studienangeboten im Fach Deutsch entwickelt, die auf typische Bedingungen universitärer Lehrveranstaltungen im Bereich Germanistik/Deutsch zugeschnitten ist.
Der Beitrag stellt zunächst die Ausgangslage in Bezug auf die Studierendenzahlen sowie die i.R. einer Fragebogenstudie erhobenen Wahrnehmung des Schulformbezugs seitens der Studierenden dar. Darauf aufbauend wird die Konzeption des schulformspezifisch profilierten Lehrangebots in Form von vier aufeinander aufbauenden und als Differenzierungsangebot einsetzbaren Lerneinheiten skizziert. Letztere greifen u.a. Ziele und Aufgaben des Deutschunterrichts am Berufskolleg, adressatenorientierte und situationsangemessene Kommunikation im Beruf sowie Lese- und Schreibförderung am Berufskolleg auf. Anhand eines exemplarischen Beispiels wird gezeigt, wie sich die Blended-Learning-Einheiten differenzierend in schulformübergreifenden Seminaren einsetzen lassen. Abschließend werden die Potenziale schulformprofilierter Studienangebote für die Vernetzung bildungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Wissens angehender Deutschlehrkräfte diskutiert.
Literatur
Nickolaus, Reinhold (2010): Berufliche Fachrichtungen und Bezugswissenschaftsprobleme, In: Pahl, Jörg-Peter, Herkner, Volkmar (Hrsg.) Handbuch berufliche Fachrichtungen. Bielefeld: Bertelsmann, S. 123-133.
Die Überwindung der von Studierenden oft wahrgenommenen Nicht-Relevanz von Studieninhalten (vgl. Kuhlee 2012) sowie die mangelnde kognitive Verschränkung von theoretisch-systematischem Wissen und erfahrungsbasiertem, praktischem Wissen (vgl. Rauner 2007) gelten mit zu den größten Herausforderungen im Rahmen der Lehrerbildung. Zur Überwindung dieser Problematik setzt das Verbundvorhaben SeReKo an den Begleitseminaren der schulpraktischen Studien für das Lehramt an berufsbildenden Schulen an. Deren Neukonzeption zielt auf die Beförderung der (Selbst-)Reflexionskompetenz als Bindeglied zwischen Erfahrung, Wissen und Handlung (vgl. Leonhard & Rihm 2011), durch einen durchgängigen Fokus auf die Entwicklung der fachlichen, fachdidaktischen und pädagogischen Professionalität (konzeptionelle Ebene). Dies erfolgt mittels der Einbindung des seit 2011 in Niedersachsen verbindlich eingeführten Kernaufgabenmodell-BBS (KAM-BBS) - ein für alle öffentlichen berufsbildenden Schulen landesweit einheitlicher und verbindlicher Entwicklungsrahmen für das schulische Qualitätsmanagement.
Der Beitrag zeigt das im Verbundvorhabens entwickelte, erprobte und evaluierte Konzept für das Begleitseminar der Schulpraktika im Master of Education (Wirtschaftspädagogik) mit Fokus auf der konsequenten Rückbindung von Theorieinhalten an die Praxis auf Grundlage des KAM-BBS sowie dem Einsatz videobasierter Lernsequenzen, Fallbeispiele, digitaler Lerntagebücher und begleiteter Reflexionsanlässe.
Diskussionspunkte:
durchgehende Reflexion durch die Studierenden
Komplexitätsreduktion KAM-BBS
Literatur
Kuhlee, D. (2012). Brauchen wir eine Workload-Diskussion? Das Hochschulwesen, 60(4), 79–87.
Leonhard, T. & Rihm, T. (2011). Erhöhung der Reflexionskompetenz durch Begleitveranstaltungen zum Schulpraktikum? Lehrerbildung auf dem Prüfstand, 4(2), 240–270.
Rauner, F. (2007). Praktisches Wissen und berufliche Handlungskompetenz. Europäische Zeitschrift für Berufsbildung, 40(1), 57–72.
Ergebnisse
Ausgangspunkt für die Studie ist die Diskrepanz zwischen der Forderung und dem Einsatz von Experimenten im Geographieunterricht. Begründet wird diese unter anderem mit einer vorherrschenden Unsicherheit seitens der (angehenden) Lehrkräfte durch eine mangelnde Vorbereitung und Thematisierung experimenteller Arbeitsweisen in der universitären Lehrerbildung (HÖHNLE, SCHUBERT 2016). Vor diesem Hintergrund ist es von Bedeutung, entsprechende Lehrangebote zu schaffen und Professionalisierungsprozesse forschungsbasiert in den Blick zu nehmen. Dabei ist das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten (Selbstwirksamkeitserwartung=SWE) ein wichtiger und handlungsleitender Bestandteil der professionellen Handlungskompetenz von Lehrkräften. Anknüpfend hieran entstand im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster das Lehr- und Forschungsprojekt GEO Lehr-Lern-Labor. Bei einem Lehr-Lern-Labor handelt es sich um ein Seminar mit einer komplexitätsreduzierten Praxisphase (DOHRMANN & NORDMEIER 2015). Im Zentrum der Forschung steht die praxisrelevante Frage: Wie kann das GEO Lehr-Lern-Labor gestaltet werden, um Professionalisierungsprozesse bei den Studierenden v. a. in Bezug auf die SWE hinsichtlich des Einsatzes von Experimenten im Geographieunterricht anzuregen? Dies wurde mittels eines quantitativen Fragebogens im Prä-Post-Design sowie qualitativer Interviews untersucht. Das GEO Lehr-Lern-Labor wurde nach dem Design-Based Research-Ansatz konzipiert, beforscht und weiterentwickelt. Es konnte festgestellt werden, dass ein Anstieg der SWE die Regel war. Insgesamt maßen alle Studierenden der Praxisphase einen hohen Wert für ihre Kompetenzentwicklung bei.Die Unterstützungsmaßnahmen im Seminar wurden weitestgehend als hilfreich wahrgenommen. Different bewertet wurde u.a.die reduzierte Schüleranzahl in der Praxisphase. Es zeichnet sich ein Spannungsfeld zwischen Komplexitätsreduktion und wahrgenommenem Authentizitätsverlust ab.
Geringe Studierenden- und Absolventinnenzahlen, Studienabbrüche sowie Abwanderungen in Betriebe (Lange et al., 2020) - Die Zukunftsfähigkeit der beruflichen Bildung gerät durch sich abzeichnenden zukünftigen Lehrkräftemangel unter Druck. In den Fokus rücken daher neben dem Einfluss gesellschaftsrelevanter Entwicklungen auch die Berücksichtigung diverser Bezugsdisziplinen sowie unterschiedlicher Bildungsgänge und Ausbildungsberufe (KMK, 2019) als spezifische Herausforderungen für (zukünftige) Berufsschullehrkräfte. Angesichts einer von Lehramtsstudierenden wahrgenommenen Kluft zwischen universitär vermittelten Inhalten und praktischen Anforderungen in der Berufsschule (Grundmann et al., 2018) müssen innovative Ansätze auf konzeptioneller Ebene entwickelt, implementiert und evaluiert werden, um gezielt Aspekte des Theorie-Praxis-Transfers zu verbessern. Zwei Ansätze sind die Kooperationslabore (Ko-Labs) (Conty et al., 2022a; Conty et al., 2022b) der Technischen Universität Berlin und das Konzept des integrierten Pilotstudiengangs (Agostini et al., 2022; Hellmann et al., 2019) der Pädagogischen Hochschule Freiburg. In den Ko-Labs gestalten Studierende gemeinsam mit Ausbildungsbetrieben und Dozierenden der Fachdidaktik und -wissenschaft sowie Expertinnen aktueller Querschnittsthemen (z.B. Nachhaltigkeit und Digitalisierung) Unterrichtsaufgaben für die Berufsschule. Der Pilotstudiengang umfasst die Integration der 52-wöchigen betrieblichen Praxis auf Facharbeiterebene und ermöglicht den Studierenden im Praxissemester den Schüler*innen anschaulich Fach- und Handlungskompetenzen zu vermitteln, die sie in der Ausbildungspraxis selbst erfahren haben. Standortübergreifendes Ziel ist es, die Professionalisierung der Lehrkräftebildung effektiv inhaltlich und strukturell weiterzuentwickeln. Der Beitrag skizziert und reflektiert kritisch (Hellmann et al., 2021), inwieweit die beiden Konzepte hochschulübergreifend und zielorientiert implementiert und disseminiert werden können.
Ergebnisse
Theoretischer Hintergrund
Die Fähigkeit zur professionellen Unterrichtswahrnehmung gilt als wesentlicher Bestandteil von Lehrerinnenprofessionalität (Blömeke et al., 2015; Kunter et al., 2013). Um diese Fähigkeit bereits bei Studierenden zu fördern, wird zunehmend auf das Potenzial von Unterrichtsvideos, auch im Zusammenhang mit Praxisphasen, gesetzt. Je nach hochschuldidaktischer Einbindung der Videos kann von einem positiven Lerneffekt ausgegangen werden (Koschel & Weyland, 2020).
Derartige Befunde beziehen sich jedoch bislang vorrangig auf den Einsatz von fremden Unterrichtsvideos. Die Forschung zu Effekten der Analyse eigener Unterrichtsvideos ist bislang aber deutlich unterbelichtet. Langzeitpraktika, in denen die Ausbildung einer forschenden Grundhaltung als Zielperspektive intendiert wird, bieten zur Erforschung eben genannter Effekte einen geeigneten Rahmen (Weyland, 2014).
Fragestellung
In der vorliegenden Studie wird daher der Frage nachgegangen, inwiefern sich die professionelle Unterrichtswahrnehmung Studierender im Praxissemester hinsichtlich klassenführungsrelevanter Ereignisse durch den Einsatz von Eigen- und Fremdvideos unterscheidet.
Methode
In einem quasi-experimentellen Prä-Post-Kontrollgruppen-Design (EG1: Analyse von Eigenvideos, EG2: Analyse von Fremdvideos, KG: keine Videoanalyse) wird die professionelle Unterrichtswahrnehmung Studierender im Praxissemester (erwartetes N = 129) erfasst.
Innerhalb der Prä-/Posttests kommt ein offenes Videoanalyseinstrument zum Einsatz, das sich an den Ansätzen LAF und VAST orientiert (siehe hierzu Koschel, 2021).
Erste Ergebnisse zeigen, dass sich die Studierenden von EG1 und EG2 im Vergleich zur KG signifikant in ihrer professionellen Unterrichtswahrnehmung verbessern und dabei Unterschiede zwischen EG1 und EG2 je nach Analyseschritt bestehen. Im Rahmen des Vortrags werden der aktuelle Auswertungsstand präsentiert und mögliche Implikationen für die Lehrerinnenbildung diskutiert.
Um Lehramtsstudierende angemessen auf die schulische Praxis vorzubereiten, sollte die professionelle Unterrichtswahrnehmung (PUW) (Sherin, 2007) als situationsspezifische Fähigkeit (Blömeke et al., 2015) schon im Studium gefördert werden. Dabei zeigt sich die Analyse von eigenen Unterrichtsvideos der Analyse von Fremdvideos überlegen (Gold et al., 2020, Hellermann et al., 2015).
Unsere Studie untersucht den Einfluss der Selbstvideographie auf die Entwicklung der PUW von Klassenführung unter zusätzlicher Berücksichtigung der Praxiserfahrung. Es werden Praxissemesterstudierende mit (Experimentalgruppe, n = 80) und ohne Selbstvideographie (Kontrollgruppe, n = 46) sowie Studierende in einem regulären Semester (unbehandelte Kontrollgruppe, n = 97) einbezogen.
Es zeigen sich signifikante Unterschiede zwischen den drei Gruppen hinsichtlich der Prä-Post-Entwicklung der PUW in den Klassenführungsfacetten Monitoring und Regeln und Routinen, wobei sich die Experimentalgruppe nur hinsichtlich des Monitorings signifikant von der Kontrollgruppe unterscheidet.
Beim Wissen über Klassenführung findet sich ein signifikanter Unterschied zwischen den drei untersuchten Gruppen nur hinsichtlich der Entwicklung des deklarativen Wissens, wobei sich Experimentalgruppe und Kontrollgruppe nicht signifikant voneinander unterscheiden.
Grundsätzlich bestätigen die Ergebnisse den bereits gefundenen Effekt von Selbstvideographie auf die Entwicklung der PUW von Klassenführung, wobei die Praxiserfahrung im Rahmen des Praxissemesters Berücksichtigung fand. Zumindest in Bezug auf das Monitoring scheint nicht die reine Erfahrung von Praxis, sondern die intensive Auseinandersetzung mit dieser entscheidend zu sein.
Die unerwartete positive Entwicklung der Kontrollgruppe in den Facetten Strukturierung und Regeln und Routinen der PUW sowie im Wissen über Klassenführung ist durch den inhaltlichen Input und durch die Planung und Durchführung eigenen Unterrichts im Praxissemester erklärbar.
Ergebnisse
Das Projekt „Lehrer:innenbildung im Fach Deutsch: Weiterentwicklung von sprachbildendem Engagement durch Partizipation“ (LehrWEP) an der Leuphana Universität Lüneburg wirkt auf organisatorischer Ebene in der ersten Phase der Lehrkräftebildung und integriert konzeptuell und partizipativ Service Learning-Elemente in bestehende Strukturen eines Master-Moduls des Deutschstudiums. Studierende engagieren sich innerhalb eines Seminars an (außer)schulischen Praxisorten im Bereich Sprachbildung und können in dieser Verbindung aus akademischem Lernen und gesellschaftlichem Engagement (Altenschmidt & Miller, 2016; Roth, 2016) einerseits einen Beitrag im Bereich der Sprachbildung leisten und andererseits die eigenen Handlungskompetenzen ausbauen sowie eine bessere Theorie-Praxis-Verzahnung erfahren (Korthagen, 2010). Mit Workshops wird eine Förderung der studentischen Partizipation angestrebt, wodurch sich Studierende als handlungsfähig und selbstwirksam wahrnehmen sollen, indem sie ihr Engagement maßgeblich selbst erarbeiten und damit Verantwortung für ihren Lernprozess übernehmen (Reich, 2008). Es wurden partizipatorische Seminarstrukturen und ein zweiwöchiges Service Café etabliert, das sich nach den Bedarfen der Studierenden richtet und Reflexion ermöglichen soll. Das Projekt LehrWEP untersucht, inwiefern studentische Partizipation in der universitären Lehre Auswirkungen auf die Bereitschaft und die Wahrnehmung von praktischem Engagement nimmt. Mit einem Prä- und Posttest (N=107) werden in einer Fragebogenerhebung Einstellungen zum Service Learning, zur studentischen Partizipation und ggf. aufgetretene Veränderungen ermittelt. Durch Einzelfallbetrachtungen mit narrativen Interviews sowie Gruppendiskussionen werden explizite Bedingungen ermittelt, die dazu führen, dass Engagement als gelingend wahrgenommen und sich auch zukünftig für freiwilliges Engagement im Studium im Sinne des Service Learnings entschieden wird.
Qualifizierung für Sprachbildung im Fachunterricht gehört zu einem der lehrkräftebildungsrelevanten Querschnittsthemen, die mittlerweile fakultativ oder obligatorisch in die Lehrkräftebildung integriert werden. An der Universität Oldenburg soll im Zuge der Qualitätsoffensive Lehrerbildung OLE+ sprachsensibles Lernen und Lehren in den lehramtsbezogenen Studiengängen curricular abgebildet werden. Dabei soll die Kompetenzmodellierung an die Kompetenzbereiche aus dem Projekt „Umbrüche gestalten“ basieren und diente schon jetzt als Impuls für erste Diskussionen zu Anforderungen an sprachsensible Lehrkräfte. Laut der ersten Evaluationen aus OLE+ attestieren sich Studierende aller Fächer mangelnde DaZ-didaktische Kompetenzen, was auf die Relevanz des Themas hindeutet. Ob und inwieweit diese allerdings (außerhalb der DaZ-didaktischen Module) vermittelt werden, hängt einerseits von rechtlichen Vorgaben (z.B. Masterverordnungen), andererseits von standortspezifischen Rahmenbedingungen, wie z.B. interdisziplinären Kooperationen, und vor allem von konkreten Hochschuldozierenden und ihren Präferenzen ab. Studierende stehen ganz am Ende der Vermittlungspyramide und ihre Qualifizierung für Sprachbildung im Fach hängt von den (nicht) etablierten Lerngelegenheiten ab. Im Vortrag sollen zwei Vorhaben erläutert werden, die genau das erforscht haben. Eine Ist-Stand-Aufnahme in 24 Fachbereichen erfasst, wie viel Raum diesem Thema im Rahmen der Forschung und Lehre eingeräumt wird, welche Implementierungsschritte bis dato erfolgt sind und welche Schnittstellen in Bezug auf die mögliche Verankerung dieser Thematiken genannt wurden. Weiterhin soll die Befragung lehramtsrelevanter Hochschuldozierende (n=67) zeigen, ob und in welchem Maße auf Sprachbildung in der Lehre aufmerksam gemacht wird und welches Verständnis von Sprache und fachintegrierter Sprachbildung bei ihnen vorherrscht. Zum Vergleich wurden 399 Studierende befragt, um aufzuzeigen, inwieweit beide Perspektiven übereinstimmen.
Ergebnisse
Nur durch einen phasenübergreifenden Dialog können Forschungsergebnisse zur
Lehrer:innenprofessionalisierung und zur Weiterentwicklung der Lehrer:innenbildung in allen Phasen genutzt werden (u.a. Hellmann et al., 2019). In dem Vortrag sollen drei verschiedene Ansätze präsentiert werden, wie auf organisatorischer Ebene eine Kooperation und damit einhergehend auch eine Verbreitung von Forschungsergebnissen in alle drei Phasen gestaltet werden kann.
Das Teilprojekt 6 des Maßnahmenpakets TUD-Sylber-BBS „Synergetische Lehrerbildung für das Lehramt an berufsbildenden Schulen“ hat sich zum Ziel gesetzt, die phasenübergreifende Vernetzung für das Lehramt an berufsbilden Schulen zu stärken. Hierfür werden Strukturen und Formate entwickelt, in denen die im Projektverlauf der übrigen fünf Teilprojekte erzielten Forschungsergebnisse mit weiteren Akteur:innen der Lehrer:innenbildung sowohl anderer Hochschulen, als auch der zweiten und dritten Phase und Vertreter:innen der schulischen Praxis diskutiert und für die kooperative Weiterentwicklung einer kohärenten Lehrer:innenbildung nutzbar gemacht werden können. Es konnten bereits folgende Kooperationsformate begleitet und erprobt werden:
- zweitätige Klausurtagung alle eineinhalb Jahre zu selbstgesetzten Themen zur kohärenten Weiterentwicklung der Lehrer:innenbildung
- ganztägiger Fachtag einmal pro Jahr zur Vorstellung und Diskussion von Forschungsergebnissen aus Staatsexamensarbeiten und Promotionen
- eineinhalbstündiger Arbeitskreis zweimal im Semester zum Austausch über gemeinsame Themen der beruflichen Bildung mit Arbeitsgruppen für die einzelnen beruflichen Fachrichtungen.
Nach der Vorstellung der drei Ansätze sollen sowohl Stärken und Schwächen als auch Chancen und Risiken der einzelnen Formate diskutiert werden. Die Zuhörer:innen können aus dem Vortrag konkrete Gestaltungideen für die Dissemination der Forschungsergebnisse ihrer eigenen Projekte mitnehmen.
Die u.a. mit der digitalen Transformation einhergehende Notwendigkeit der Professionalisierung von Lehrkräften erfordert die Adaption bestehender konzeptioneller Ansätze im Lehrkräftebildungssystem. Eine Möglichkeit der Entwicklung solcher Ansätze besteht in der phasenübergreifenden Zusammenarbeit von Vertreterinnen der Lehrkräftebildung in Communities of Practice (CoP) (vgl. van Ackeren et al., 2020).
Die Arbeit in CoP trägt zur Professionalisierung ihrer Mitglieder bei, da „learning occurs through centripetal participation in the learning community” (Lave & Wenger 1991, S. 100). Studien deuten dabei darauf hin, dass allgemein in CoP v. a. voneinander gelernt wird, wenn ein hohes Maß an Interaktion, Kohäsion, Diversität, Identitätsgefühl und Strukturierung vorliegt (vgl. Sagmeister, 2019).
Bisher unerforscht sind organisatorische und arbeitsprozessbezogene Rahmenbedingungen der Professionalisierung von Lehrkräftebildnerinnen in phasenübergreifenden CoP. Daher thematisiert der Beitrag, inwiefern diese mit der Professionalisierung von Lehrkräftebildner*innen in phasenübergreifenden CoP zusammenhängen.
Zur Beantwortung der Forschungsfrage werden Daten einer Online-Befragung mit qualitativen und quantitativen Anteilen aus dem QLB-Projekt COMeIN (Communities of Practice für eine innovative Lehrkräftebildung NRW) herangezogen, in der phasenübergreifend in CoP an der Entwicklung digitalisierungsbezogener Ressourcen gearbeitet wird (n=171). Im Ergebnis der Regressionsanalyse zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Strukturierung der Arbeit und der selbst eingeschätzten Professionalisierung der CoP-Mitglieder (ß=.390). Die qualitative Inhaltsanalyse verdeutlicht, dass eine Professionalisierung vor allem im Inhaltsbereich der Digitalisierung, aber auch im Verständnis der jeweils anderen lehrkräftebildenden Phasen stattfindet. Die Ergebnisse werden hinsichtlich ihres Mehrwertes für Professionalisierungsprozesse auf der organisatorischen Ebene diskutiert.
Ergebnisse
Beschreibung:
Im Zuge der Studienorientierung von jungen Menschen und Eignungsabklärung spielen Online-Self-Assessmensts (OSA) eine zunehmend große Rolle und werden vor Einstieg in das Studium empfohlen (KMK, 2013).
Im Rahmen des Projektes ProPraxis in Marburg wird aktuell ein OSA für den überfachlichen Kompetenzbereich im Lehramt entwickelt. Es werden die Bereiche „Selbstreguliert lernen und arbeiten“, „Souverän kommunizieren und präsentieren“ (aus FIT-L (R), Faust, Schaarschmidt, Fischer, 2016) und „Herausforderungen achtsam begegnen“ (Bergomi, et al., 2014; Paradise & Kernis, 1999, deutsche Version nach Schwinger, 2008) erfasst.
Der Fokus auf den Bereich der Selbstregulation, als wichtigen Prädiktor für Studienerfolg, wie Wissenserwerb und Leistungen (Boekaerts, 1996) und Teil der professionellen Handlungskompetenz von Lehrkräften (Baumert und Kunter, 2006), stellt dabei ein besonderes Merkmal dar.
Das Testverfahren zur Erhebung der Selbstregulationskompetenzen wurde eigens entwickelt und dessen Aufbau und Validierung soll genauer dargestellt werden.
Der Vortrag beschäftigt sich mit der personellen Ebene der Lehrerprofessionalisierung, da durch den Einsatz des OSAs die Passung von Person und Studium bereits in der Studienorientierung gefördert werden soll.
Diskussionspunkte:
Wie sollten Ergebnisse eines OSAs interpretiert werden? Geht es um eine Selektion anhand der Eignung, oder eine Reflexion mit Aufzeigen von Entwicklungspotentialen und Ressourcen?
Personen:
Carolin Reichwald (M.Sc. Psychologie, Psychotherapeutin in Ausbildung) und Melanie Schwan (M.Sc. Psychologie) Referentinnen für professionsbezogene Beratung am Zentrum für Lehrkräftebildung der Philipps-Universität Marburg. E-Mail: zfl-bera@staff.uni-marburg.de
Das gleichnamige Dissertationsprojekt [betreut von Prof. Dr. Birgit Ziegler, TU Darmstadt] beschäftigt sich - explorativ - mit den Beliefs von Lehramtsstudierenden, hinsichtlich Ihrer persönlichen Eignung zu ihrem Studium und dem Lehrberuf. Dementsprechend adressiert dieser Beitrag (Art: Vortrag) die personelle Ebene hinsichtlich der selbstwahrgenommenen Passung und Eignung.
Die Lehramtsstudierenden der TU Darmstadt zeigten im Rahmen einer Erstsemesterbefragung eine hohe positive Selbsteinschätzung zu ihrer Eignung, bis in das Extrem, dass einige Studierende sich selbst als für den Lehrberuf geboren wahrnehmen. Daraus ergab sich das Interesse, Überzeugungen zu deren persönlicher Eignung zu erfassen und zu untersuchen, ob sich diese Überzeugungen im Lauf des Studiums verändern und wenn ja, in welche Richtung.
Hierfür wurde ein methodisches Setting nach dem Vertiefungsmodell von Mayring gewählt. Nach einer standardisierten Befragung von Studienanfänger:innen mit insgesamt knapp 500 Teilnehmer:innen aus vier Kohorten wurden im Rahmen einer Selektionsstichprobe aus den Befragungsteilnehmer:innen mit 31 Studienanfänger:innen leitfadengestützte Einzelinterviews durchgeführt. Diese Interviews wurden mittels der Dokumentarischen Methode nach Nohl (2017) analysiert. Auf Basis dieser Analyse sollen Denkstrukturen erkannt und daraus folgend Typen von Lehramtsstudierenden mit ihren persönlichen Beliefs gebildet werden.
Ein zweites Interview fand mit der gleichen Teilnehmer:innengruppe nach den ersten Semestern und der ersten Praxisphase statt, um Veränderungen der Überzeugungen zu erfassen. Sowohl in der vergrößerten quantitativen Untersuchung, unter anderem mit Einbezug der pädagogischen Vorerfahrung der Teilnehmer:innen, als auch in den Interviews zeigt sich ein hoher Grad an Selbstüberzeugung, eine starke Persönlichkeitsorientierung und eine Theorieferne. Dabei sind nun Diskussionspunkte die Einordnung und Darstellungsweise der Ergebnisse der Längsschnittinterviews.
In sich schnell entwickelnden Feldern kann die Ausbildung der Lehrkräfte die Progression der Forschung nicht abbilden. Das fachliche Wissen aus dem Studium der Lehrkräfte reicht dann nicht mehr aus, um die curricularen Kompetenzen vermitteln zu können. Dadurch wird eine (fachliche) Reprofessionalisierung der Lehrkräfte notwendig. Wir beleuchten diese Problematik am Beispiel der Quanteninformation, die mit den neuen KMK-Standards für das Fach Physik 2022 Einzug in die Bildungspläne in ganz Deutschland halten wird. Dabei werden wir uns die Frage stellen, wie moderne Themen des MINT-Unterrichts in die erste, zweite und dritte Phase der Lehrkräftebildung eingebunden werden können und welche Aufgaben die Universitäten hierbei zu erfüllen haben. Wir beschreiben eigene Erfahrungen mit dem Theorie-Praxis-Transfer, welche Herausforderungen sich stellen und wo sich Chancen für die zukünftige Lehrkräfteausbildung auftun.
Diskussionspunkte:
- Wie können lehramtsspezifische Vorlesungen gestaltet werden, damit sie Grundlagen neuer Technologien und Forschungsergebnisse vermitteln, die in der Zukunft von Bedeutung sein werden.
- Wie können Weiterbildungsprogramme für Lehrkräfte in neuen Forschungsfeldern aussehen und welche Rolle kommt Universitäten dabei zu.
Literaturangaben:
- KMK (2020): Bildungsstandards im Fach Physik für die Allgemeine Hochschulreife: URL: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2020/2020_06_18-BildungsstandardsAHR_Physik.pdf (Stand 26.10.2022)
- Filk, Thomas. Quantenmechanik (nicht nur) für Lehramtsstudierende. Springer Spektrum, 2019.
- Dammaschke, Thomas, Rainer Müller, and Alexander Strahl. "Das neue milq-Quantenphysik in der Schule." Alte Seite-PhyDid B-Didaktik der Physik-Beiträge zur DPG-Frühjahrstagung (2010).
Das Teilprojekt ARWIN (QLB-Projekt U.EDU) adressiert den nachhaltigen Transfer von forschungsbasiertem biotechnologischem Wissen in den MINT-Unterricht, wodurch dieser an vielfältigen fächerübergreifenden und gesellschaftsrelevanten Themen gewinnt. Um den Transferweg erfolgreich zu gestalten, sind Elemente zur Professionalisierung der Lehrkräfte auf konzeptioneller Ebene notwendig, welche im Rahmen des Beitrags vorgestellt und diskutiert werden sollen. Zentral im Theorie-Praxis-Transfer stehen Experimentierkisten als methodische Herangehensweise für die didaktisch aufgearbeiteten biotechnologischen Experimente mit digitalen Elementen. Die Kisten stehen nicht nur für den Transport von Wissensgut, sondern dienen auch als Transportmedium für alle didaktischen und methodischen Unterrichtsmaterialien, Geräte und Chemikalien. Das Konzept bietet die Möglichkeit, das begrenzte Repertoire an Experimenten aufgrund von fehlendem Fachwissen der Lehrkräfte zu aktuellen Forschungsthemen und oft mangelhafter experimenteller Ausstattung an Schulen, zu erweitern. Konzeptionell verankert sind zudem Lehrkräftefortbildungen, die die Möglichkeiten geben, sich über aktuelle Fragestellungen im zukunftsbedeutenden und aufstrebenden Forschungsbereich Biotechnologie und Bioverfahrenstechnik, auch im Rahmen von praktischen Einblicken in die Experimente, didaktischen Unterrichtsmaterialien und digitalen Elementen aus den Kisten, weiterzubilden.
Begleitet werden die Professionalisierungsstrukturen unter der Perspektive der organisatorischen Ebene von Forschungsfragen zur Entwicklung eines optimierten Modells zur Lehrkräftefortbildung zu neuen digitalen Technologien im MINT-Unterricht. Erste Ergebnisse einer Interviewstudie mit Lehrkräften zeigen die heterogenen Vorkenntnisse zum Einsatz und Einordung der Potentiale von neuen digitalen Technologien im MINT-Unterricht, womit grundlegende Professionalisierungsstrukturen innerhalb des Modells zur Lehrkräftefortbildung konstruiert werden können.
Die Analyse eigener Unterrichtsvideos gilt als eine wirksame Möglichkeit, um Kompetenzen wie z.B. die professionelle Wahrnehmung bereits in der universitären Lehrpersonenausbildung zu fördern (Gold et al. 2017). Allerdings zeigen eigene Erfahrungen, dass dieses Angebot nicht immer von Studierenden genutzt wird – systematische Untersuchungen zu entsprechenden förderlichen und hemmenden Faktoren der Nutzung fehlen bislang. In Anlehnung an Befunde der Fort- und Weiterbildungsforschung (u.a. Richter et al. 2019) könnten hierbei u.a. persönliche Voraussetzungen wie die Überzeugung zur Wirksamkeit von Angeboten (Warketin 2018) oder Disengagement (Richter et al. 2018) als mögliche Faktoren angesehen werden.
Die vorliegende Studie untersucht davon ausgehend, welche persönlichen Voraussetzungen von Studierenden die grundlegende Bereitschaft zur Eigenvideografie sowie deren tatsächliche (Nicht-)Nutzung beeinflussen („personelle Ebene“). Dazu wurden insgesamt 217 Masterstudierende (Ø-Semester: 8,8, Ø-Alter: 24,45) unterschiedlicher Lehrämter vor Beginn ihres Praxissemesters online zu ihrer grundsätzlichen Bereitschaft zur Eigenvideografie sowie potenziell förderlichen (u.a. Reflexionsbereitschaft) sowie hemmenden persönlichen Voraussetzungen (u.a. zeitliche Belastung) befragt. Die (Nicht-)Nutzung der Eigenvideografie wurde nach dem Praxissemester erfasst.
Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl die Bereitschaft zur Eigenvideografie, (F(10, 206) = 18,43, p <.001), als auch deren Nutzung, χ²(11) = 42,192, p < .001, von verschiedenen förderlichen bzw. hemmenden Faktoren abzuhängen scheint. Die Varianzaufklärung liegt für die Bereitschaft bei 45%, für die Nutzung bei 24%.
Aus den Ergebnissen lassen sich Implikationen für den Einsatz von Eigenvideografie als Mittel der Lehrkräfteprofessionalisierung ableiten. Zusätzlich werden weitere relevante Faktoren (u.a. institutionelle Rahmenbedingungen) sowie die geringere Varianzaufklärung der Nutzung diskutiert.
Im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung wurden an mehreren Universitätsstandorten
Videoportale aufgebaut, die Unterrichtsvideos und videobasierte Lehr-Lern-Module für die
Professionalisierung von Lehrkräften bereitstellen. Diese bieten mittlerweile einen großen
Korpus von Unterrichtsstunden und -clips aus allen Schulformen und fast allen
Unterrichtsfächern zu einschlägigen Qualitätsdimensionen des Unterrichts nebst
einsatzfähigen digitalen Lehr-Lern-Modulen.
Um diese Vielfalt für alle Akteurinnen und Akteuren der Lehrkräftebildung zur Verfügung zu
stellen, ist das hochschulübergreifende Netzwerk unterrichtsvideos.net von den Betreibern
der Videoportale gegründet worden. Das Meta-Videoportal unterrichtsvideos.net wurde dabei
als zentrale Such- und Vermittlungsplattform für Unterrichtsvideos und Lehrmaterialien
innerhalb der Qualitätsoffensive Lehrerbildung entwickelt. Es bietet eine frei zugängliche
Suche von Unterrichtsvideos (Stand 04/2022: 1800+ Videos), die Inhalte der aktuell 11
angeschlossenen Inhaltsanbieter übergreifend zu Zwecken der Forschung und Lehre anbietet.
So wird ein schnelles Auffinden und ein unkomplizierter Zugang zu Unterrichtsvideos
ermöglicht, die für die jeweilige Jahrgangsstufe, Schulform, das Unterrichtsfach und/oder
Thema von Interesse sind.
Im Rahmen des Vortrages sollen die Organisationsform sowie die Grundfunktionalitäten der
Plattform dargestellt werden, die im Besonderen sowohl die konzeptionelle als auch
organisatorische Ebene der Lehrkräfteprofessionalisierung fokussieren. Ziel ist die
systematische Präsentation des Meta-Videoportals als rahmendes Medium zur Dissemination
von Unterrichtsvideos in der Lehrkräftebildung. Zudem sollen zukünftige
Entwicklungsvorhaben skizziert und potenzielle Kooperationsmöglichkeiten diskutiert
werden.
Fachbezogene digitale Kompetenzen bei Lehramtsstudierenden erfolgreich aufzubauen, stellt eine große Herausforderung dar. An der BUW wird in der Didaktik des Englischen ein Seminarkonzept erprobt, in dem Studierende und Lehrkräfte vernetzt werden. Das Seminarkonzept basiert auf drei zentralen Annahmen:
1) Für die Bearbeitung aktueller Herausforderungen (z.B. Digitalisierung) erscheint es sinnvoll Akteur:innen der verschiedenen Phasen der Lehrer:innenbildung zusammenzubringen – durch die phasenübergreifende Zusammenarbeit können Synergien geschaffen werden (vgl. Patton/Parker 2017).
2) Theoretische Konzepte können vor allem dann von Studierenden durchdrungen und kritisch reflektiert werden, wenn sie anhand von konkreten Beispielen erfahrbar gemacht wurden (vgl. Ehmke/Reusser/Fischer-Schöneborn 2022; Schellenbach-Zell/Wittwer/Nückels 2019).
3) Lehrkräfte stehen vor der Aufgabe, digitale Medien angemessen auszuwählen und für ihre Lerngruppen anzupassen, um die digitalen Kompetenzen der Schüler:innen systematisch zu fördern (vgl. Medienkompetenzrahmen, Medienberatung NRW 2016).
Im Vortrag wird das Lehr- Lernkonzept der Lehrveranstaltung „Technology Assisted EFL Vocabulary Teaching and Learning: From Theory to Practice“ vorgestellt. Studierende entwickeln eine Mini-Fortbildung zu digitalen Medien und Wortschatzlernen. In Lehrer:innen-Studierenden-Tandems werden Aufgaben zum lexikalischen Lernen mit digitalen Medien entwickelt. Diese Aufgaben werden in der Praxis von den Lehrkräften erprobt und dann an der Universität gemeinsam evaluiert.
Anhand der Ergebnisse eines Prä- und Post-Selbsteinschätzungsbogens, der von Studierenden und Lehrkräften ausgefüllt wurde, wird die Wirkung des Seminarkonzepts auf die subjektiv wahrgenommene (Weiter-)Entwicklung der digitalen Kompetenz untersucht. Die Ergebnisse eines Reflexionsfragebogens geben Einblicke in die von den beteiligten Akteur:innen wahrgenommenen Stärken und Herausforderungen der Zusammenarbeit im Seminar.
Die Förderung von fach- und bildungssprachlichen Kompetenzen im Deutschen sowie der konstruktive Einbezug der mehrsprachigen Ressourcen von Schüler:innen in den Unterricht sind als fächerübergreifende Querschnittsaufgaben formuliert (KMK 2019). Für eine zukunftsorientierte Umsetzung dieses Bildungsauftrags muss zur Kenntnis genommen werden, dass traditionelle Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben sich im Zuge der digitalen Transformation verändern und damit auch digitalitätsbezogene Sprach(bildungs)kompetenzen relevant werden. Aktuell ist jedoch die Vermittlung eines entsprechenden Professionswissens weder flächendeckend noch kohärent in den Curricula der Lehrkräftebildung verankert (Monitor Lehrerbildung 2018).
Zudem zeigen sich Optimierungsbedarfe bei der phasenübergreifenden Koordination der Querschnittsaufgabe, was sich u.a. in differierenden Professionsgraden der jeweiligen Akteur:innen niederschlägt. So sind in NRW z.B. die sogenannten DaZ-Module bereits verpflichtend in der universitären Ausbildung verankert (LABG 2009, §11, Satz 8), verpflichtende Fortbildungen existieren jedoch nicht.
Open Educational Ressources eröffnen vor diesem Hintergrund eine starke Innovationsperspektive für die Lehrkräfteprofessionalisierung: 1. kann die freie Verfügbarkeit auf Online-Plattformen dazu beitragen, den Transfer in die Breite voranzutreiben und eine stärkere Vernetzung der drei Phasen herzustellen (Röwert & Kostrzewa 2021). 2. ermöglichen die freien Lizenzen der Materialien es Dozierenden, sie an phasenspezifische Bedarfe und Rahmenbedingungen des individuellen Lehr-Lern-Kontextes anzupassen.
In unserem Vortrag möchten wir ausgehend von der Diskussion der hier skizzierten Desiderata auf konzeptioneller Ebene exemplarisch H5P-(Selbst)lernmodule für Dozierende zum Thema “Sprachliche Bildung unter den Bedingungen der Digitalität” präsentieren, die sich dazu eignen, kontinuierlich über alle Phasen hinweg digitalitätsbezogene Sprachbildungskompetenzen auszubilden.
Lehrerin bzw. Lehrer an einer beruflichen Schule werden? Diese Frage stellen sich manche jungen Menschen gar nicht erst, da ihnen der Lehramtsberuf an dieser Schulform nicht hinreichend bekannt ist (Tenberg 2015). Andere haben kein gutes Bild von dem Beruf oder sehen dessen Vorteile im Vergleich zu alternativen Berufsoptionen in der Wirtschaft nicht klar genug (Ziegler 2018). In beiden Fällen wird ein anderer beruflicher Weg eingeschlagen. Im Ergebnis ist auf gesamtgesellschaftlicher Ebene eine drastische Zuspitzung des Lehrkräftemangels an berufsbildenden Schulen zu erwarten, die sich vor allem in den gewerblich-technischen Fachrichtungen zeigt (Klemm 2018). Es entwickelt sich somit die immer drängendere Herausforderung, mehr Personen auf das berufliche Lehramt und die hierauf vorbereitenden Studiengänge aufmerksam zu machen und hierfür zu gewinnen. Zu einer solchen Bekanntheitssteigerung und Imageverbesserung ist Kommunikation notwendig (Langner/Klinke 2022). Dies führt zu der zentralen Fragestellung: Wie sollte Kommunikation zur erfolgreichen Rekrutierung für das berufliche Lehramt gestaltet sein? Zur Beantwortung dieser Forschungsfrage wurden im Projekt KoLBi-BK-E1 eine systematische Literaturanalyse, zwei Zielgruppenbefragungen und eine Befragung von Expertinnen und Experten der Beratung und Anwerbung junger Menschen für das berufliche Lehramt durchgeführt. Zudem wurden Best-Practice-Rekrutierungskampagnen aus einem ähnlichen Kontext analysiert. Wir diskutieren ausführlich die aus diesen Analysen und Studien abgeleiteten ersten Empfehlungen für die Rekrutierungskommunikation für das berufliche Lehramt. Der zugrundeliegende Prozess zur Ableitung von Kommunikationsempfehlungen ist auch auf andere Schulformen und zukünftige Forschungsprojekte im Bereich der Rekrutierungskommunikation übertragbar. So können die Ergebnisse des Projektes langfristig genutzt und dessen Wirkungen bei der Bekämpfung des Lehrkräftemangels multipliziert werden.
Aufgrund des erheblichen Lehrkräftemangels an beruflichen Schulen, insbesondere in den gewerblich-technischen Fachrichtungen (Maaz et al., 2022), stellt sich die Frage nach der Rekrutierungsbasis des Lehrberufs und den Determinanten der Berufs- und Studienwahl. Einschlägige Berufswahltheorien postulieren, dass die beruflichen Optionen in „kognitiven Berufslandkarten“ repräsentiert sind (Gottfredson, 1981, 2005), in denen sie entweder innerhalb oder außerhalb einer Zone der Berufe liegen, die eine Person grundsätzlich in Betracht ziehen würde. Es gibt also schon vor der Berufsentscheidung Berufswahl(ab)neigungen (Matthes, 2019), von deren Ausprägung es unter anderem abhängen dürfte, ob potentielle Adressatinnen von Orientierungs- und Beratungsangeboten solche Offerten anzunehmen bereit sind. Die Gründe und Motive, warum sich Menschen für oder gegen den Lehrberuf entscheiden, wurden bislang primär auf der Basis von Studierendenstichproben der Lehramtsstudiengänge untersucht (Berger & Ziegler, 2021; Driesel-Lange, et al., 2017; Glutsch et al., 2018; Watt et al., 2012; als Ausnahmen Renger et al. 2022; Rahn et al. 2023). Folglich weiß man zwar einiges darüber, warum Lehramtsstudiengänge gewählt werden, aber kaum etwas darüber, wer das Lehramt an beruflichen Schulen außerhalb der Zone der akzeptablen Alternativen verortet und warum.
Im Teilprojekt „Studienorientierung“ des Wuppertaler Kolbi-BK Projekts wurden deshalb mehrere Befragungen von potentiellen Adressatinnen für Informations- und Orientierungsangebote umgesetzt.
In dem Vortrag werden die Ergebnisse aus einer Stichprobe von rund 570 Schüler:innen beruflicher Schulen vorgestellt. Es werden deskriptive Befunde und Ergebnisse einer multiplen logistischen Regressionsanalyse präsentiert, die Rückschlüsse darauf zulassen, welche Schüler:innen potentiell für das Lehramt an beruflichen Schulen gewinnbar wären.
Abschließend werden praktische Schlussfolgerungen für die Berufs- und Studienorientierung diskutiert.
Im Rahmen des edu 4.0 Projektes an der Universität Konstanz wurde als ein Maßnahmenbaustein die Professionalisierung der Hochschuldozierenden in der Lehrkräftebildung in den Fokus gerückt. Ziel der Maßnahmen ist es, über die Förderung der Kompetenz der Hochschuldozierenden einen signifikanten Effekt auf die Ausbildungsqualität in der ersten Phase der Lehrkräftebildung zu erreichen. Damit zielt der Beitrag auf die Förderung der Professionalisierung auf der personellen Ebene.
Die Maßnahmen basieren auf einem im Projekt entwickelten Modell professionellen Handelns in der digital gestützten Lehre von Hochschuldozierenden in der Lehrkräftebildung. Dieses stützt sich auf etablierte Modelle zu digitalen bzw. medienpädagogischen Kompetenzen. Hierzu gehören u.a. DigCompEdu, der Kompetenzrahmen der KMK und der darauf aufbauende Medienkompetenzrahmen des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) sowie das auf den Kontext Hochschule bezogene Kompetenzmodell von Eichhorn (2019) und das Modell medienpädagogischer Kompetenz von Erwachsenenbildnerinnen (Rohs et al., 2017).
Zu den verschiedenen Maßnahmenpaketen gehört das Weiterbildungskonzept „Lehre und Unterricht 4.0“, das die Kompetenzen der Lehrenden im Bereich der digital gestützten Lehre fördert. Die Wirksamkeit der Weiterbildung konnte durch eine wissenschaftliche Begleitung positiv evaluiert werden. Weiterhin gibt es spezifische Beratungs- und Unterstützungsangebote für die einzelnen Fachdidaktiken durch ein interdisziplinär agierendes Multiplikatorinnenteam. Die Nachhaltigkeit der Maßnahmen werden u.a. durch die Erstellung von Selbstlerneinheiten gewährleistet, die als Open Educational Resources zur Verfügung gestellt werden.
Der Vortrag stellt den Projektkontext und das oben genannte Modell vor. Weiterhin werden die verschiedenen Projektmaßnahmen dargestellt und in Bezug zur Weiterentwicklung der ersten Phase der Lehrkräftebildung an der Universität Konstanz gesetzt.
Lehrkräfte berufsbildender Schulen benötigen für einen professionellen Umgang mit digitalen Medien und Systemen, nicht erst seit Beginn der COVID-19-Pandemie, medientechnische und medienpädagogische Kompetenzen, um einen lernförderlichen Einsatz dieser Hard- und Software sicherstellen zu können. Doch gerade die anhaltende Pandemie zeigt Lücken im Bereich der Medienkompetenzförderung bei Lehrkräften auf (vgl. Mußmann et al. 2021). Bislang lassen sich diese Medienkompetenzen nur begrenzt aus bestehenden curricularen Lehrplänen (vgl. KMK 2016) und erarbeiteten Kompetenzmodellen ableiten (vgl. u. a. Becker et al. 2020; DCB 2017; Kotzebue et al. 2020).
Innerhalb des Vortrags wird daher der Entstehungsprozess des MeFIH-Modell´s und erste Forschungsergebnisse dieser Medienkompetenzbereiche beschrieben, welche sich hierbei unter der Bezeichnung der Medienpädagogisch-fachdidaktisch-informatische Handlungskompetenzen (MFIH) von Lehrkräften an berufsbildenden Schulen im Umgang mit Lernmanagementsystemen zusammenfassen lassen. In Anlehnung an das TPACK-Modell nach Mishra und Koehler (2006) und aufbauend auf weitere veröffentlichte Medienkompetenzmodelle im europäischen sowie aufgrund der Medienkompetenzdefinition im deutschsprachigen Raum (vgl. KMK 2012) entstand so, unter Hinzunahme des Kompetenzstufenmodells nach Dreyfus und Dreyfus (1987), im Kontext des dahinterstehenden Forschungsprojekts ein erstes Rahmenmodell, welches zukünftig in der Lehrkräfteprofessionalisierung eingesetzt werden kann.
Der Vortrag wirft daher den Diskussionspunkt auf, welche Medienkompetenzen es benötigt, um einen professionellen Umgang mit digitalen Systemen und somit besonders Lernmanagementsystemen bei Lehrkräften zu fördern. Zudem wird aufgezeigt, wie ein mögliches Medienkompetenzmodell in diesem Zusammenhang aussehen kann und welche strukturellen Voraussetzungen es auf personeller Ebene für eine zukünftige Förderung dieser Medienkompetenzen benötigt.
Der Vortrag widmet sich der Frage nach einer rassismus- und diskriminierungskritischen Lehrer:innenprofessionalität in der Migrationsgesellschaft. Hierbei sollen insbesondere zwei Aspekte fokussiert werden:
Zum einen werden Ergebnisse aus einer aktuell laufenden qualitativen Forschungsarbeit zu Distanzierungspraktiken seitens Lehramtsstudierenden in der Auseinandersetzung mit Rassismus skizziert. Zum anderen wird ein Einblick in die Konzeption (und Umsetzung) eines an der Technischen Universität Darmstadt verorteten partizipativen Bildungsprojekts gegeben, das die Zielsetzung verfolgt, angehende und etablierte Lehrkräfte für eine rassismus- und antisemitismuskritische Perspektive zu sensibilisieren. Das Projekt „Vielfalt bildet! Rassismuskritische Bildung gemeinsam gestalten“ (Vibi!) befindet sich an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft bzw. der Universität und zivilgesellschaftlichen Akteur:innen, Minderheitenvertretungen und außeruniversitärer Bildungspraxis.
Gerade in der theoretischen Auseinandersetzung mit Rassismus innerhalb des Professionalisierungsprozesses angehender Lehrer:innen an der Hochschule, lassen sich, vorwiegend von Seiten weiß positionierter Lehramtsstudierenden, bestimmte Abwehrhaltungen und Distanzierungsmuster verzeichnen – nicht zuletzt aufgrund dessen, dass Rassismus im öffentlichen Diskurs ein höchst emotional aufgeladenes Thema darstellt. Einige Forschungserkenntnisse hierzu -die Migrationsgesellschaft einerseits zwar durch rassismuskritische Bildungsprojekte gefördert wird, dies andererseits jedoch nicht bedeutet, dass Bildungsprozesse harmonisch, irritationslos oder schmerzfrei verlaufen.
Der geplante Vortrag beschäftigt sich mit der Frage, welchen Beitrag eine tiefgreifende Analyse des zukünftigen Berufsfeldes und der Professionalisierungsstrukturen zur Entwicklung von Professionalität bei Lehramtsstudierenden leistet. In diesem Rahmen habe ich Lehramtsstudierende sowohl hinsichtlich ihrer epistemischen Überzeugungen als auch deren Reflexionsergebnisse in Bezug auf Professionalisierung hin untersucht. Grundlegend für meine Forschung ist die Annahme, dass epistemische Überzeugungen ein Indikator für die Einstellung/Haltung sind, mit der eigenen Entwicklung von Professionalisierung umzugehen (Cramer 2019). Die Reflexionsleistung wird als Prüfungsleistung erbracht und abschließend als Kontrollgröße genutzt, um herauszufinden in welcher Relation die epistemischen Überzeugungen und die Reflexionsqualität (Hatton & Smith, 1995) aus der Klausur zueinander stehen (Baxter-Magolda 2004, Merk et al., 2017). Ausgehend von diesem Blickwinkel auf Professionalisierung möchte ich anhand erster Ergebnisse diskutieren, wie epistemische Überzeugungen genutzt werden können um die Entwicklung von Professionalisierung vorherzusagen, inwiefern die Studierenden im Rahmen meiner veranstaltungsbegleitenden Studie gegenüber strukturellen Fragen ihrer Professionalisierung betreffend eine kritisch-reflexive Haltung einnehmen und wie diese Form der Metareflexivität gefördert werden kann.
Da die Untersuchung zentral die Lehramtsstudierenden in der ersten Phase der Ausbildung in den Blick nimmt können Merkmale identifiziert werden, die eine günstige Ausgangslage für Professionalisierungsprozesse darstellen.
In einem konzeptuell ausgerichteten Beitrag beschreiben wir vor diesem Hintergrund ein Lernangebot,das mit der Core Practice „Unterrichtsgespräche führen“ eben diese Vernetzung der unterschiedlichen Wissensbereiche im Sinne einer Wissensintegration anregen soll. Die Core-Practice des Führens von
Unterrichtsgesprächen eignet sich als Ausgangspunkt gleichermaßen für eine Betrachtung aus bildungswissenschaftlicher sowie aus fachdidaktischer Perspektive. Diesem Potenzial soll mit der Schaffung einer Lerngelegenheit, die Bildungswissenschaften und Sachunterrichtsdidaktik verzahnt,im Kontext der Vorbereitung und Begleitung des Praxissemesters Rechnung getragen werden, indem nach
dem Modell des Teamteachings (Mayer et al., 2018) wissenschaftliche Inhalte aus den beiden
Bereichen aufeinander bezogen und entsprechende Lehrarrangements entlang der Prinzipien des
Core-Practices-Ansatzes geschaffen werden. Das Ziel besteht darin, dass die Studierenden sowohl
bildungswissenschaftliche als auch fachdidaktische Wissensbestände, die mit dieser Core Practice im
Zusammenhang stehen, abrufen und aufeinander beziehen und so die Grundlage für ihr
professionelles Handeln schaffen.
Eine theoretische Orientierung bietet hier der Ansatz der Metareflexivität (Cramer, 2020). Diesem liegt
der Gedanke zugrunde, dass Lehrpersonen erst situationsadäquate Handlungsoptionen für ihren
pädagogischen Alltag entwickeln können, wenn sie unterschiedliche theoretische und empirische
Zugänge aus unterschiedlichen Disziplinen (hier: BW und FD) kritisch
zueinander in Beziehung setzen und bewerten können. Darüber hinaus dient eine solche
Seminarkonzeption der Schaffung von horizontaler Kohärenz (Hellmann, 2019), was mit den
Maßnahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung in den Vordergrund gerückt ist. Diese theoretischen
Verortungen ergänzen das Konzept der Core-Practices.
In dem Beitrag soll die Lerngelegenheit auf dieser Grundlage weitergehend dargestellt und begründet werden
Trotz der Schwierigkeit, die Begriffe Reflexion und Reflexivität zu definieren, teilt die Lehrkräftebildung die Überzeugung, dass die Fähigkeit und Bereitschaft zur Reflexion für den Professionalisierungsprozess von Lehrkräften wesentlich sind (von Aufschnaiter et al., 2019). Neben der Notwendigkeit, pädagogisches Handeln begründen zu können (Häcker, 2019; Helsper, 2011), umfasst Reflexion zudem den Umgang mit dem ungelösten Theorie-Praxis-Problem (Häcker, 2019), da kein direkter Weg von der (wissenschaftlichen) Theorie in die (unterrichtliche) Praxis führt (Herzog, 1995). Wie könnte also die Anregung von Reflexion, verstanden als vermittelnder Prozess zwischen Theorie und Praxis (Leonhard & Rihm, 2011), konzeptuell so in Unterrichtsnachbesprechungen (UNB) integriert werden, dass bereits im Studium eine kritisch-reflexive Haltung angestoßen wird, die in der pädagogisch-professionellen Praxis im Sinne einer berufsbiografischen Entwicklungsaufgabe (Terhart, 2011) realisiert werden könnte (Helsper, 2011)?
Das hier vorgestellte fachübergreifende Gesamtkonzept UntAdFoKo versucht, das reflexionsfördernde Potential auszuschöpfen, indem in UNB Theoriebezüge zu lernwirksamen Grundprinzipien (basierend auf Basisdimensionen der Unterrichtsqualität nach Gärtner et al., 2021) hergestellt werden. Zu diesem Zweck entstanden im Rahmen des Projekts „Digitalisierung im Beruflichen Lehramtsstudium“ Audioaufzeichnungen von n = 10 UNB im Praxissemester 2020 /2021. Nach einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2015) deuten erste Ergebnisse darauf hin, dass die hergestellten Theoriebezüge das Erreichen einer tieferen Reflexionsstufe (nach Fund et al., 2002) bei Studierenden begünstigen können. Die vorgestellte Analyse soll eine Diskussion darüber anregen, ob die konzeptuelle Einbettung von Theoriebezügen in UNB ein erster Schritt sein könnte, um eine reflexive „nachhaltige Professionalisierung“ (Berkemeyer et al., 2011) anzubahnen.
Im Projekt "DigiLeG - Digitale Lernumgebungen in der Grundschule" geht es um Professionalisierungsprozesse von (angehenden) sächsischen Lehrkräften. Es wird zusammen mit Studierenden des Grundschullehramtes der TU Chemnitz über einen längeren Zeitraum hinweg eine frei zugängliche, internetbasierte Plattform mit Unterrichtsanregungen und Best-Practice-Beispielen aufgebaut. So werden Voraussetzungen für das Lernen mit und über digitale Medien und Werkzeugen geschaffen (KMK 2016, S. 11).
Im Mittelpunkt des Vortrags stehen Zwischenergebnisse aus dem Teilprojekt „Deutsch“: Mit Blick auf den Theorie-Praxis-Transfer (konzeptionelle Ebene) wird über die Entwicklung der für das Fach Deutsch spezifischen Inhalte für die Datenbank berichtet. Dazu werden Forschungsdaten aus Studierenden-Befragungen (N= ca. 200) und aus Dokumenten-Analysen (n=ca. 250) präsentiert. Es zeigt sich, dass die COVID-19-Pandemie hier Anpassungen notwendig gemacht hat, die sich auf die Qualitäten des Materials, die Unterrichtsanregungen und Best-Practice-Beispiele ausgewirkt haben. Wichtige Diskussionspunkte des Vortrags beziehen sich vor diesem Hintergrund auf die Auswirkungen auf die intendierten Ziele des Projekts: die Professionalisierung der Studierenden für ein Lehren und Lernen in der digitalen Welt sowie der Wissenstransfer durch den Aufbau einer internetbasierten Best-Practice-Datenbank.
Literatur:
KMK (Kultusministerkonferenz) (2016): Bildung in der digitalen Welt. Strategie der Kultusministerkonferenz. URL: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2016/2016_12_08-Bildung-in-der-digitalen-Welt.pdf. (06.11.2022).
Zum professionellen Handeln von Lehrkräften gehört der Transfer theoretischer Erkenntnisse zur Unterrichtsqualität in praktisch anwendbare Unterrichtsentwürfe. Mit der Bewältigung dieser Herausforderung sind Novizen, auch in Folge fehlender Positivbeispiele, vielfach überfordert [1].
Erschwerend kommt hinzu, dass in der ersten und zweiten Phase der Lehrerbildung erworbene theoretische Professionswissen zur Unterrichtsqualität gewerblich-technischen Unterrichts gemäß des Transformationsmodells der Unterrichtsplanung kaum direkt in Unterrichtsentwürfe überführbar ist [2]. Bevor (angehende) Lehrkräfte die Handlung „Unterrichtsplanung“ vollziehen können, muss ein Transfer dieses Professionswissens in Handlungsskripte erfolgen [2]. Denn erst durch tragfähige Handlungsskripte können qualitativ hochwertige Unterrichtsplanungen erstellt werden. Diese Transformationsleistung von theoretischem Wissen in Handlungsskripte wird jedoch nur selten gezielt unterstützt.
Ein vielversprechender Ansatz zur Unterstützung der Transformationsleistung besteht darin, Novizen mittels digitaler Applikationen anzuleiten. Ein solches Tool stellt die App „Allpaka“ des Forschungsprojektes „KoLBi-BK“ dar. Zur Entwicklung der App wurde der Unterrichtsplanungsprozess in Teilmodule unterteilt, welche jeweils die Erstellung der betrachteten Planungsgegenstände durch konkrete Denk- und Handlungsschritte und ergänzende fachspezifische Beispiele anleiten.
Zur Festlegung und Ausgestaltung der Denk- und Handlungsschritte wurden die spezifischen Qualitätskriterien der Planungsgegenstände durch Literaturreviews ermittelt und in Einklang mit den übergeordneten Qualitätskriterien kognitiver Aktivierung, konstruktiver Unterstützung und Klassenführung gebracht. Die Teilfunktionen von Allpaka werden durch „Lautes Denken Interviews“ evaluiert.
Im Vortrag werden die Teilmodule der App und die Vorgehensweise zur Operationalisierung der Denk- und Handlungsschritte allgemein sowie an einem Beispiel vorgestellt.
Mit Bezug auf die organisatorische Professionalisierungsebene wird im Vortrag die Genese und die Pflege des Netzwerks digitalisierter Chemieunterricht (NeDiChe) präsentiert. Das Netzwerk wurde im Rahmen des NRW-Verbundprojekts Communities of Practice für eine innovative Lehrerbildung (ComeIn) im Januar 2021 gegründet und ist über eine eigene Homepage repräsentiert [1].
Im Vortrag wird insbesondere die organisatorische Vorgehensweise der Netzwerkbildung beschrieben. Als gemeinsames Austauschforum dient der monatlich stattfindende „Treffpunkt NeDiChe“, bei dem Referentinnen aller drei Phasen Beiträge aus Forschung und Praxis einander in Impulsvorträgen vorstellen und die Inhalte gemeinsam diskutieren. Zur Teilnahme von Akteurinnen aller drei Phasen wurde ein Nachmittagstermin im digitalen Format gewählt. Über die Homepage werden sämtliche im Treffpunkt vorgestellten Materialien zur Verfügung gestellt.
In der anschließenden Diskussion möchten wir mit den Teilnehmenden insbesondere die nachhaltige Vernetzung aller drei Phasen zum Thema machen.
Literatur
[1] https://chemiedidaktik.uni-wuppertal.de/de/fuer-lehrkraefte/nediche/ (Zugriff: 31.10.2022)
Für die Lehrkräftebildung wie auch für das deutsche Bildungssystem als Ganzes stellen die Themen Inklusion und Digitalisierung zwei komplexe, gesamtgesellschaftliche Herausforderungen dar, die in den vergangenen Jahrzehnten stark an Bedeutung gewonnen haben. Allerdings schreiten diese beiden Reformvorhaben – trotz intensiver politischer und wissenschaftlicher Debatten – bis heute schleppend voran (vgl. Hollenbach-Biele & Klemm, 2020; HRK & KMK, 2015; 2021; KMK, 2016; Lorenz et al., 2021; Schmidt et al., 2017). Eine mögliche Ursache hierfür dürfte, neben den oftmals defizitären personellen und technischen Rahmenbedingungen in der schulischen Praxis, die bislang nicht hinreichende Verankerung dieser Querschnittsthemen in der Lehrerinnenbildung sein (vgl. Monitor Lehrerbildung, 2015, 2018). Denn eine gelingende inklusive und digitale Bildung kann nur dann von Lehrkräften professionell umgesetzt werden, wenn diese auch angemessen für diese Aufgabe aus-, fort- und weitergebildet werden bzw. wurden (vgl. Eickelmann & Drossel, 2020; Schuppener, 2014).
Ausgehend von der leitenden Fragestellung des Programmworkshops, die die Ansätze zur nachhaltigen Professionalisierung von (angehenden) Lehrkräften in den Blick nimmt, fokussiert der Vortrag die Potenziale digitaler Medien für die Dissemination von Forschungsergebnissen sowie den Transfer von Lehrkonzepten und Materialien (vgl. Schuldt et al., 2022). So soll zum einen am Beispiel des "Zentrums für inklusionssensible Lehrerinnenbildung" an der Universität Bielefeld aufgezeigt und diskutiert werden, welche Vorteile die Digitalisierung von Aus-, Fort- und Weiterbildungsangeboten für die hochschulinterne Strukturentwicklung und deren Qualitätssicherung bietet. Zum anderen wird konkret auf zwei Lehrkonzepte im Blended-Learning-Format eingegangen, welche im Rahmen des Qualitätsoffensive-Projektes "BiProfessional" entwickelt wurden, und die oben genannten Querschnittsthematiken gemeinsam adressieren.
HINTERGRUND Zahlreiche Studien belegen ein erhöhtes Auftreten von Stimmproblemen und psychosozialen Belastungen bei Lehrkräften (z.B. Nusseck et al., 2021), welche sich auch auf das Unterrichtshandeln auswirken (Nusseck et al., 2019). Da ein verbesserter Umgang mit Beanspruchungen im Beruf zur Professionalisierung beitragen kann, ist es wichtig, die stimmliche und mentale Gesundheit von Lehrkräften zu stärken und ihre gegenseitige Wechselwirkung in Fortbildungskonzepten zu berücksichtigen. Am Standort Freiburg wurde hierzu eine Blended-Learning Fortbildung entwickelt (vgl. Immerz et al., 2020). KONZEPTION Die Fortbildung umfasst acht e-Learning-Einheiten (asynchron), die von drei Online-Veranstaltungen (synchron) begleitet werden, sowie eine Stimmuntersuchung und zwei Präsenzworkshops. Die Inhalte reichen von Themen zur Gesundheitsförderung und Gesundheitsrisiken im Beruf über den Zusammenhang zwischen Stimme und Psyche bis hin zu pädagogischen und kommunikativen Aspekten der Stimme im Lehrkraftberuf. Das Programm soll mit Hilfe eines Prä-Post-Designs evaluiert werden. ERGEBNISSE Erste Ergebnisse zu 60 teilnehmenden Lehrkräften zeigen, dass die LEHGU-Inhalte überwiegend als relevant für den Beruf eingestuft werden (83,6 %). 93,4 % der Befragten geben an, dass sie die Fortbildung Kolleg*innen weiterempfehlen würden. Im Prä-Post-Vergleich zeigen sich signifikante Verbesserungen in der subjektiven Einschätzung der körperlichen (p = 0,004) und psychischen Leistungsfähigkeit (p = 0,027) sowie eine tendenzielle Verringerung des stimmlichen (p = 0,058) sowie beruflichen Belastungserlebens (p = 0,052). DISKUSSION Es wird deutlich, dass ein Blended-Learning-Angebot wie LEHGU, welches eine digitale Aufbereitung von Lerninhalten sowie Präsenzangebote kombiniert, zur Prävention stimmlicher und mentaler Belastungen bei Lehrkräften beitragen kann und die Professionalisierung im Hinblick auf die Bewältigung der Anforderungen und Beanspruchungen des Lehrkraftberufs fördert.
Die Bedeutung der Persönlichkeit für die Bewältigung der beruflichen Aufgaben im Lehrberuf ist sowohl im berufsbiographischen als auch im kompetenztheoretischen Ansatz der Lehrerbildung nachgewiesen. Die Lehrerpersönlichkeit spielt eine wesentliche Rolle unter anderem bei der Berufswahl, beim beruflichen Engagement und beim Umgang mit Belastungen, aber ebenso bei der Unterrichtsqualität. Das Erfurter Konzept der Entwicklungsförderung bietet Lehramtsstudierenden die Möglichkeit, ihre Persönlichkeit und ihre personalen und sozialen Kompetenzen durch multimethodale Assessmentverfahren zu erkunden und zu reflektieren.
Zur Selbsterkenntnis in den Bereichen Persönlichkeit, Berufswahl, Arbeitsengagement, Stress- und Konfliktbewältigung, Werthaltungen und Überzeugungen, Achtsamkeit und Burnout kommen Fragebogenverfahren zum Einsatz, zu denen die Teilnehmenden schriftliche und teilweise auch persönliche Rückmeldung erhalten.
Zur Erfassung der Kompetenzen in den Bereichen Appellieren, Erziehen und selbstsicheres Auftreten werden Multiple Mini-Interviews (MMIs) eingesetzt. Diese kurzen standardisierten Aufgaben (jeweils 8-10 Minuten) sind allein oder in Interaktion mit Rollenspielenden zu absolvieren. Um Studierenden Möglichkeiten zu geben, ihre diagnostizierten Kompetenzen weiterzuentwickeln, wurden Kurztrainings und Microteachings entwickelt. Weitere Kurztrainings betreffen beispielsweise die Work-Life-Balance, die Berufswahl oder die Persönlichkeitsentwicklung.
Die Angebote werden in der Erfurter Studiensäule des Studium Fundamentale in der Bachelorphase, unterstützt durch Masterstudierende der Psychologie, als Wahlpflichtveranstaltungen durchgeführt. Diese Verortung bietet eine große Flexibilität bei der Gestaltung der Inhalte und Methoden. Etwa 250 Studierende, vorwiegend aus dem Grundschullehramt, haben bisher an den Veranstaltungen teilgenommen.
Erfahrungen mit den entwickelten Formaten und Ergebnisse zur Wirksamkeit und Evaluation der Angebote werden dargestellt.
Globale und postkoloniale Themenfelder finden immer mehr Eingang in die deutsche Forschungslandschaft und konnten sich zum Teil bereits auch etablieren. Auffällig ist jedoch, dass in der Konzeption einer zeitgemäßen Lehrer:innenbildung globale und postkoloniale Ansätze zu wenig Berücksichtigung finden – gerade in Form einer strukturellen Verankerung im Lehramtsstudium. Besonders das Verhalten angehender Lehrkräfte, im Sinne einer Reflexion der eigenen Rolle und Position, ist unterrepräsentiert. Der Vortrag möchte mit den Teilnehmenden des Workshops eine zeitgemäße Bildungs-Konzeption diskutieren, in der zwischen einer inhaltlich-gegenstandsbezogenen Ebene und einer formal-prozesshaften Ebene von Bildung unterschieden wird. Diese Unterscheidung manifestiert sich in dem Erkennen von globalen und postkolonialen Motiven und der allgemeinen Frage nach eben jenen Bedingungen der Erkenntnismöglichkeit. Obgleich einzelne Inhalte im Lehramtsstudium thematisiert werden, fehlt es an einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung der zukünftigen Lehrkräfte. Vor diesem Hintergrund wurde an der Universität Jena im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ im Projekt „Globale und Postkoloniale Bildung“ eine empirisch-qualitative Studie durchgeführt, mit dem Ziel, die Einstellungsmarker und Erwartungshorizonte der Studierenden zu globalen und postkolonialen Themen im Jenaer Lehramtsstudium zu erfassen. Diese Studie zeigt, dass angehende Lehrkräfte zwar bestimmte Inhalte und Themen (inhaltlich-gegenstandsbezogene Ebene von Bildung), in der Regel durch das Nennen von spezifischen Schlagwörtern, erkennen und benennen können, aber sowohl ein Bezug zur eigenen Lernbiografie (formal-prozesshafte Ebene von Bildung) ausbleibt sowie mögliche Ideen zur Implementierung dieser Themen in die zukünftige schulische Praxis nicht formuliert werden können. Der Vortrag möchte daher weiter auf die Theorie-Praxis-Problematik in Bezug auf globale und postkoloniale Themen verweisen.
Schule trägt in Deutschland zur Reproduktion von sozialer Ungleichheit bei, da sie sich nach wie vor an Schülerinnen aus sozio-strukturell privilegierteren Familien orientiert und Unterstützungsmöglichkeiten in schulische Bildungsangebote mit einbezieht. Schülerinnen ohne diese außerschulischen Ressourcen werden hierdurch strukturell und institutionell diskriminiert. Die jahrzehntelange Forderung nach Chancengleichheit macht daher auch auf Ebene der Lehrkräfteausbildung die kritische Auseinandersetzung mit dem Spannungsverhältnis von pädagogischer Selbstbeschreibung und institutionellen Strukturen und Verfahrensweisen notwendig (vgl. Mecheril/Plößer 2009, Gomolla/Radtke 2009).
Ein wichtiger Ansatzpunkt wird hier in einer spezifischen Professionalisierung von Lehrkräften gesehen (vgl. Kasatschenko/Zitzelsberger 2020), die den Ausbau und die Stärkung der Reflexionskompetenz hinsichtlich der Herstellungsdynamiken und diskriminierenden Effekte von Veranderungs- oder Otheringprozessen beabsichtigt (vgl. Karber et al. 2020). In unserem Vortrag möchten wir über den Stellenwert von Reflexionsarbeit in der Professionalisierung von Lehrkräften hinsichtlich des Abbaus von struktureller und institutioneller Diskriminierung sprechen und dies am Beispiel von Lehrkonzepten am Institut für Allg. Pädagogik und Berufspädagogik der TU Darmstadt verdeutlichen. Die Konzeptionen haben das Ziel, hierarchische Differenzordnungen (Heteronormativität, Klassismus und Rassismus) wissensbasiert, analytisch und kritisch-reflektierend in den Blick zu nehmen und einen macht-kritischen Umgang mit Differenz sowie eine reflektierende Professionalisierung von angehenden Lehrkräften zu ermöglichen (vgl. Balzter et.al. 2017). Im Anschluss möchten wir darüber diskutieren, wie eine notwendige Verzahnung von konzeptionellen Reflexionsangeboten in den unterschiedlichen Professionalisierungsstufen von Lehrkräften vorangetrieben werden kann.
Reflexivität ist eine Schlüsselkompetenz in der Qualifikation und Professionalisierung von Lehrkräften (Weber 2021, Busse 2021). Doch wie können reflexive Professionalisierungsprozesse in der beruflichen Lehrerinnenbildung ermöglicht werden? Im Rahmen des Programmworkshop möchten wir das praxisphasenübergreifende und ressourcenorientierte E-Portfolio zur Unterstützung von Professionalisierungsprozessen in der beruflichen Lehrerinnenbildung vorstellen. Es handelt sich dabei um ein Element des von der QLB geförderten Verbundprojekt Campus BWP MV der Hochschule Neubrandenburg und der Universität Rostock. Das Gesamtprojekt zielt auf die Umsetzung einer bundeslandweiten phasenübergreifenden Gesamtstrategie der beruflichen Lehrerinnenbildung in Mecklenburg-Vorpommern ab. Das E-Portfolio dient der Sammlung und Dokumentation von Entwicklungs- und Reflexionsprozessen und gilt als digitale und innovative Form des klassischen Papierportfolios (Häcker, 2017). In der beruflichen Lehrerinnenbildung begleitet das E-Portfoliokonzept die Studierenden während ihrer Praxisphasen und wird als Professionalisierungsinstrument und zur Sicherung des Theorie-Praxis-Transfers in der Lehrkräftebildung eingesetzt (Gröschner & Klaß, 2020). Mit Hilfe des Zürcher Ressourcen Modells (Storch & Krause, 2017) erarbeiten die Studierenden sich ihr Lehrer*innenbild, das die Grundlage der stärkenorientierten selbstreflexiven Haltungsarbeit durch alle Praxisphasen des Studiums ist. Das reflexive Lernen wird mithilfe der beiden Reflexionsmodi der reflection-in-action und der reflection-on-action nach Schön (1983) im E-Portfolio (Mahara) eingeübt und dokumentiert. Der Lern- und Professionalisierungsprozess ist so im Modus des double loop learnings (Argyris & Schön, 1999) angelegt. Der Fokus des E-Portfolios liegt in den Praxisphasen auf der Reflexion der eigenen Rollentwicklung als angehende Lehrkraft sowie den Umgang mit Unterrichtssituationen und dem dabei genutzten Wissen.
In der Lehrerausbildung sollen in zwei Phasen Lehrkräfte für den Unterricht an den Schulen unseres Landes qualifiziert werden. In der ersten Phase findet an den Universitäten eine theoriegeleitete Orientierung, Grundlegung und Vertiefung statt (Beginn der Professionalisierung). In der zweiten Phase wechselt der Fokus in die Praxis und wird durch eine praxistheoretische Ausbildung an den Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung begleitet (Fortsetzung der Professionalisierung). Dieses Phasenmodell ist eine absolute Konstante, die nur leichte Variationen zeigt ( z.B. Studienseminar zu ZfsL, Praxissemester im Studium, Quereinstieg, Dauer). Dieses Modell bewährt sich.
Kernbestandteil ist ein ständiger Kreislauf von Lernen (Input), Ausprobieren (trial and error) und Reflektieren (verifizieren/falsifizieren). Dieser Kreislauf betrifft sowohl alle einzelnen Akteure im System, wie auch das System an sich. Dies macht es stabil und resilient.
Die Reflexivität ist also ein zentraler Baustein: die Fähigkeit, eigenes Denken und Handeln nicht nur subjektiv zu erleben, sondern auch zu beschreiben, zu analysieren, zu bewerten und bereit zu sein, es ggf. zu verändern. Die Phasen der Ausbildung ist ein idealer Zeitpunkt, diese Fähigkeit zu lernen, zu üben und zu nutzen.
Neben den großen und kleinen Bereichen, in denen immer wieder Reflexivität thematisiert wird (EPG, PSK, ZRM, POB-C, etc.), gibt es für mich einen Ort, der für angehende Lehrerinnen und Lehrer sehr bedeutsam und qualitätswirksam ist: die Unterrichtsnachbesprechung. Nach der Phase eines gemeinsamen, definierten Erfahrungszeitraums (Unterrichtsstunde) erfolgt hier die Sicht auf die Menschen und Dinge. Sie ist personen- und qualitätsorientiert anhand eines ganz konkreten Beispiels. Wie kann diese Besprechung am besten gestaltet werden?
Wer sich hier umschaut, wird schnell fündig. Bücher, Aufsätze, Handreichungen, Videos, Fortbildungen, Seminarselbstverständnisse, Erfahrungsberichte, alles mehrfach gespiegelt im Internet, …und jede Menge Kriterienkataloge. Die Vielfalt neigt zur Unübersichtlichkeit. Es ist Zeit für eine Revision: Was ist wichtig für die Nachbesprechung?
Einfache Strukturen, klare Vereinbarungen, praktische Umsetzung.
Der Vortrag gibt hierzu Anregungen und Beispiele, der Workshop bietet Raum für Austausch und Diskussion.
Das vom BMBF geförderte Programm „LMU Teacher Coaching & Training“ des Münchener Zentrums für Lehrerbildung (MZL) setzt an der Ersten Phase der Lehrer:innenbildung an und trägt dazu bei, bereits im Studium einen Grundstein für die pädagogische Professionalität zu legen: Mit dem Ziel, den Berufsfeldbezug und die Kompetenzorientierung im Lehramtsstudium zu stärken, erhalten Lehramtsstudierende die Möglichkeit, sich durch erfahrene Lehrkräfte, die selbst aktiv im Schuldienst tätig sind und speziell für diese Aufgabe aufwendig weiterqualifiziert wurden, auf dem Weg ihrer Professionalisierung begleiten zu lassen. Dies geschieht durch systemische Coachingansätze und Trainingsformate, bei denen Selbsterfahrung, Reflexion und Feedback im Vordergrund stehen (Meidlinger & Frink 2019; vgl. auch Krächter 2018 zum Einsatz von Coaching im Vorbereitungsdienst). Jüngsten Forschungsergebnisse einer begleitenden Evaluation mit Messwiederholungsdesign zufolge zeigen diese Maßnahmen einen Effekt, insbesondere hinsichtlich der Outcome-Variable Selbstwirksamkeit (Fiedler & Frenzel 2022).
Der Tagungsbeitrag konzentriert sich auf die konzeptionelle Ebene. Es soll gezeigt werden, wie das Programm „LMU Teacher Coaching & Training“ mit seinen zwei Schwerpunkten einen Beitrag zur Lehrkräfteprofessionalisierung leistet und dabei die konstruktive Vernetzung zwischen verschiedenen Phasen der Lehrer:innenbildung fördert: Erstens soll demonstriert werden, wie Coaching für Lehramtsstudierende durch erfahrene Lehrkräfte zur Professionalisierung eingesetzt werden kann (Programmziel 1). Zweitens soll veranschaulicht werden, wie sich die Weiterqualifizierung der Lehrkräfte im Programm gestaltet und wie die beteiligten Lehrkräfte dadurch sowie durch die Zusammenarbeit mit den Studierenden vielfältige Entwicklungsimpulse erhalten (Programmziel 2).
Im QLB-Teilprojekt „Praxisprojekte in Kooperationsschulen“ (PIK) der Universität Münster wird in den Fächern Deutsch, Geographie, Geschichte, Mathematik, Französisch/Spanisch, Biologie und Philosophie ein optimiertes Format der Praxisbegleitung entwickelt, in dem Studierende schulpraktische Erfahrungen sammeln und zu intensiveren Formen der Zusammenarbeit mit Lehrkräften angeleitet werden. Zentrales Unterrichtsthema ist die explizite Vermittlung domänenspezifischer Lesestrategien, die zugleich den Aufbau fachlicher Wissens- und Denkstrukturen unterstützen. Eine der Forschungsfragen richtet sich damit auf die theoriebasierte Ausgestaltung einer vertieften Kooperation von schulischen Lehrpersonen und Studierenden im Kontext des Theorie-Praxis-Transfers zwischen Schule und Universität. Ihre Wirksamkeit sowie die Bedeutung von Praxiserfahrungen für Professionalisierungsprozesse angehender Lehrkräfte stehen dabei im Zentrum.
Die Praxisarbeit der Studierenden im Fach Deutsch sah ein vierwöchiges gemeinsames Vorbereiten und Unterrichten eines systematisches Lesestrategietrainings zur Förderung von Textverstehensprozessen in heterogenen Lerngruppen vor. Für das Projekt wurde in Anlehnung an bekannte Konzepte komplexerer Kooperationsformen (Gräsel et al. 2006; Lütje-Klose & Urban 2014; Trapp et al. 2018) Ko-Konstruktion angestrebt, um einen Mehrwert für Studierende und Lehrkräfte zu stiften. Hieran schlossen sich Reflexionszeiten der Studierenden an, um subjektiv bedeutsame und professionsrelevante Momente fachlicher Vermittlung anzuvisieren. Voraussetzungen und Gelingensbedingungen derartiger Formen der Zusammenarbeit werden damit kritisch beleuchtet und zur Diskussion gestellt, ob sich hieran Szenarien im Sinne eines hybriden Raums (Zeichner 2010; Reusser & Fraefel 2017; Pilypaityté & Siller 2018; Fraefel 2018) anschließen lassen, in denen die Zuschreibung von Rollen ebenso überwunden wird wie die Dichotomie von universitärer Theorie und schulischer Praxis.
Sportlehrkräfte sind mit einer Vielzahl an einzigartigen Herausforderungen, aber auch Möglichkeiten konfrontiert. Daher wurden im Projekt Schulsport2030 theorie- und empiriebasiert Lehr-/Lernwerkzeuge für die Sportlehrer:innenbildung entwickelt und evaluiert. Um den Transfer von Forschungsergebnissen und konkreten Ausbildungsangeboten zu gewährleisten und eine nachhaltige Implementierung der Produkte zu sichern, ist im Rahmen des Projekts das „Bildungsportal Schulsport2030“ entwickelt und aufgebaut worden. Die Plattform (https://www.dshs-koeln.de/bildungsportal/) richtet sich dabei vor allem an die Akteur:innen in allen drei Phasen der Sportlehrer:innenbildung. Als Bindeglied zwischen der Schulsportforschung und der unterrichtlichen Praxis bietet das Bildungsportal den Nutzer:innen eine Fülle an unterschiedlichen Produkten an. Dabei folgt das Angebot einer zweigliedrigen Struktur. Zum einen ermöglicht die Inhaltsübersicht den Zugriff auf theoretische Materialien in Form von Kurztexten und Handreichungen zu den Themenbereichen Umgang mit Sportlehrer:innenstress, Umgang mit Heterogenität und Förderung von Inklusion und Motivation und Bewegungsförderung. Zum anderen bietet die Such- und Filterfunktion die Möglichkeit alle Lehr-/Lernwerkzeuge gezielt nach Thema (s.o.), Format (bspw. Stundenkonzeptionen oder Videodateien) und Zielgruppe zu durchsuchen. Um eine Verknüpfung mit anderen Datenbanken (bspw. Orca.nrw) zu fördern und sowohl den Gebrauch als auch die Weiterentwicklung der Produkte durch die Nutzer:innen zu vereinfachen, werden zukünftige Lehr-/Lernwerkzeuge auf ihre OER-Fähigkeit geprüft. Des Weiteren wird durch die Kooperationen mit der Bezirksregierung, Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) und weiteren Hochschulen ein nachhaltiger Transfer gewährleistet und die Reichweite bzw. Sichtbarkeit des Portals sichergestellt. Im Rahmen der Qualitätssicherung wird ein eigenes Evaluationskonzept entwickelt und dient der Optimierung des digitalen Angebots.
Die Professionalisierung von Lehrpersonen für die Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) erfordert zunächst auch eine Professionalisierung der Lehrenden, die an den Hochschulen in die Lehrkräfteprofessionalisierung eingebunden sind. Es gab und gibt im deutschsprachigen Raum zwar unterschiedliche, punktuelle Angebote für die Fortbildung von Hochschullehrenden, aber keine leicht zugängliche Quelle zur Unterstützung der Lehre für diese spezielle Zielgruppe. Dieses Defizit war der Auslöser dafür, dass sich 2020 einige engagierte Hochschullehrende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammengefunden und beschlossen haben, gemeinsam eine digitale Plattform zu konzipieren und mit Materialien zu bestücken, die Ende 2022 online gehen wird. Die eingestellten Materialien der interdisziplinär zusammengesetzten Gruppe der Autorinnen und Autoren umfassen im Wesentlichen zwei Stränge: 1) Theoretische Grundlagen und 2) Good Practice-Beispiele für die BNE-Hochschullehre. Im Rahmen eines Vortrags soll diese Plattform „BNE-Lehre konkret“, die auf der Webseite des Deutschsprachigen Netzwerks für LehrerInnenbildung für eine nachhaltige Entwicklung (LeNa) eingestellt wird, der Fachöffentlichkeit vorgestellt und diskutiert werden. Dabei soll sowohl der Prozess der Arbeit an dieser Plattform als auch vor allem ihre Struktur deutlich werden. Die Plattform ist dabei auf Erweiterung und Optimierung angelegt. Zum Beispiel sind die Teilnehmenden der Tagung eingeladen, eigene Good Practice-Beispiele beizutragen.
Literatur:
Baumann, St., Eggert, S., Hellberg-Rode, G., Hemmer, I., Lindau, A.-K., Lutz, M., Koch, Ch., Potthast, Th., Rauch, F., Reinke, V. & Steiner, R. (2022). BNE-Lehre konkret. Online unter https://netzwerk-lena.org/bildung-fuer-nachhaltige-entwicklung/.
Veränderte Rahmenbedingungen und Bedarfe des Beschäftigungssystems setzen flexible Bildungssysteme voraus, in denen nicht-lineare Bildungsbiographien im Kontext des lebenslangen Lernens verändert und erweitert werden können (Minks 2011). Dabei gewinnt die Anrechnung außerhochschulisch erworbener Kompetenzen an deutschen Hochschulen an Bedeutung und wird in Verbindung mit der Durchführung von Akkreditierungsverfahren zunehmend unter Qualitätsgesichtspunkten thematisiert (Akkreditierungsrat 2014). Allerdings fehlen aufgrund nachhaltiger Institutionalisierung und Finanzierung flächendeckende, qualitätsgesicherte Verfahren oder Prozesse an den Hochschulen (Hanft et al. 2014). Zudem stellt die Anrechnung außerhalb der Hochschule erworbener Kompetenzen auf ein Studium Akteure im hochschulischen Alltag vor große Herausforderungen, da das Feld der Anrechnung schwierig zu durchschauen ist. Die Menge inner- und außerhochschulisch involvierter Funktionsträger sowie die sehr offenen, kaum definierten Rahmenbedingungen und die große Ausdeutungs- und Ausgestaltungsspielräume im Hinblick auf konkrete Anrechnungsprozesse, führen zu einem hohen Maß an Verunsicherung auf Seiten der hochschulischen Akteure. Des Weiteren weisen außerhochschulisch erworbene Kompetenzen ein komplexes und breites Spektrum an formalen, non-formalen und informell erworbenen Kompetenzen auf, die mit unterschiedlichen Anrechnungsverfahren – individuell oder pauschal - auf Gleichwertigkeit überprüft werden können (HRK 2019).
Die Etablierung der Verfahren ist an vielen Hochschulen bereits erfolgt, wobei Anrechnungsverfahren in den Studiengängen des beruflichen Lehramts unabhängig von den Fachrichtungen wenig beforscht sind (vgl. Zinn, Jürgens 2010, S. 1f.).
Der Vortrag thematisiert Konzeptionen, Implementierungen und tatsächliche Nutzung der Anrechnungsverfahren innerhalb der Studiengänge des beruflichen Lehramts und möchte die daraus resultierenden Herausforderungen und Perspektiven diskutieren.
Die Organisation von Zugangsverfahren zu den Studiengängen Master of Education (M.Ed.) ist generell administrativ aufwändig und aufgrund der Vielfalt möglicher Erstabschlüsse und aufgrund der möglichen Fächer- und Fachrichtungskombinationen im Lehramt an Berufskollegs (BK) besonders anspruchsvoll. Gleichzeitig ist hier die Akquise von geeigneten Bewerber*innen für die gewerblich-technischen beruflichen Fachrichtungen aus nicht-universitären Erstabschlüssen oder anderen als aus einem grundständigen Lehramtsstudiengang besonders aussichtsreich, um dem Mangel an Lehrkräften in diesem Bereich zu begegnen.
In diesem Beitrag sollen 1. die verschiedenen Wege des Zugangs zu den beiden Modellen des Masters of Education für das Lehramt an Berufskollegs (der reguläre M.Ed BK sowie der berufsbegleitende Duale MEd BK) an der Bergischen Universität Wuppertal vorgestellt werden. Es werden 2. die verschiedenen Zugangswege in einen MEd BK ohne einen grundständigen lehramtsrelevanten BA-Abschluss an der Bergischen Universität Wuppertal dargestellt (Kooperationen mit Fachhochschulen, Zugang mit weiteren Erstabschlüssen) und 3. die administrativen Abläufe der Überprüfung von Zugangsvoraussetzungen und möglichen Anerkennungen sowie die Bedeutung von Beratung mit den Studieninteressierten in diesem Prozess an der Bergischen Universität präsentiert.
Abschließend werden die vorgestellten Wege und administrativen Regelungen an der Bergischen Universität Wuppertal vor dem Hintergrund der bislang gemachten Erfahrungen kritisch kommentiert und aus Sicht der Beiträgerin relevante Aspekte für Verfahren der Anerkennung und Zulassung zu Studiengängen zusammengefasst.