16–17 Nov 2018
Bergische Universität Wuppertal, Campus Haspel
Europe/Berlin timezone

Textbewertung- wie steht es um die Expertise von Lehrkräften?

16 Nov 2018, 14:10
40m
HC.01.36 (Campus Haspel)

HC.01.36

Campus Haspel

Vortrag Vorträge B

Speaker

Ann-Kathrin Hennes (Universität zu Köln)

Description

Kinder und Jugendliche mit mangelnder Schreibkompetenz sind in ihrer gesellschaftlichen Teilhabe beeinträchtigt (Becker-Mrotzek, 2014). Sie benötigen daher eine möglichst frühe und gezielte Förderung. Dies setzt jedoch voraus, dass Lehrpersonen in der Lage sind, Kinder und Jugendliche mit Problemen zu erkennen. Lehrpersonen müssen dazu die Schreibprodukte von SchülerInnen zuverlässig beurteilen können. Bisherige Untersuchungen zeigen jedoch, dass zwischen den Urteilen von Lehrkräften zu dem gleichen Schülertext eine große Varianz besteht (Birkel & Birkel, 2002). Eine eindeutige Identifizierung schlechte/gute Texte ist nicht möglich. Unklar ist bisher, ob die Komplexität der Textbewertung an sich für die bestehende Varianz verantwortlich ist, oder ob es Lehrkräften an Wissen zu Textbewertungskriterien mangelt (während andere Personengruppen, wie beispielsweise LektorInnen oder SprachwissenschaftlerInnen, möglicherweise über entsprechende Kenntnisse verfügen und übereinstimmende Urteile abgeben).
In der vorliegenden Studie wird das beschriebene Problem unter Zuhilfenahme eines neuartigen Ansatzes untersucht. Das Experten-Novizen-Paradigma der Psychologie (Bromme, 2001) wird mit einem methodischen Ansatz der Kreativitätsforschung (Kaufmann et al., 2013) kombiniert. Beide Ansätze gehen davon aus, dass Personen mit hoher Expertise auf ihrem jeweiligen Gebiet zuverlässige Bewertungen vornehmen und hierin mit anderen Experten übereinstimmen.
Übertragen auf den Kontext der Textbewertung wurden im Rahmen dieser Studie 20 Schülertexte von Personengruppen mit (theoretisch) unterschiedlicher Expertise beurteilt. Die Textbewertung erfolgte sowohl global, als auch anhand von Kriterien.
Die Gruppen (EXP1: Lehrkräfte; EXP2: LektorInnen; EXP3: SprachwissenschaftlerInnen; Novizen: Personen ohne Vorwissen) wurden hinsichtlich ihrer Übereinstimmung (Inter-Rater-Reliabilität; IRR) miteinander verglichen.
Ergebnisse:
Bei der globalen Textbewertung sind die IRR der Lehrkräfte „gut“; sie unterscheiden sich nicht von denen anderer Expertengruppen. Jedoch erreichen auch trainierte Novizen vergleichbare Werte.
Werden Texte anhand vorgegebener Kriterien (entsprechend der Forschungsliteratur) bewertet, zeigen Lehrkräfte nur “geringe” bis “moderate” IRR. Es mangelt an Expertise. Ein Training der Lehrkräfte entlang etablierter Kriterien ist erforderlich.

Primary authors

Ann-Kathrin Hennes (Universität zu Köln) Barbara Schmidt (Universität zu Köln) Alfred Schabmann (Universität zu Köln)

Co-author

Igor Osipov (Universität zu Köln)

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