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Der Zusammenhang von Verhaltensauffälligkeiten und Leseschwierigkeiten ist in der Literatur gut dokumentiert, jedoch bleibt der kausale Zusammenhang unklar (e.g. Klicpera et al., 2017). Ein Problem ist, dass das Verhalten der SchülerInnen meist anhand von Lehrkrafteinschätzungen erfasst wird, die durch Halo-Effekte verzerrt werden können.
Fragestellung: Die Studie geht der Frage nach, welche der in der Literatur beschriebenen Interaktionen von (durch LehrerInnen beobachtete) Verhaltensauffälligkeiten und Lesen erhalten bleiben, wenn man Lehrereinschätzungen über das Lesen berücksichtigt.
Methode: Von N=300 Grundschülern liegen Verhaltenseinschätzungen (SDQ; Goodman, 2005) vom Ende der KITA und der ersten Klasse vor. Zusätzlich wurde die Lesefähigkeit (SLS, Wimmer & Mayringer, 2014; SLRT, Moll & Landerl, 2014) sowie die Lehrereinschätzungen zur Lesekompetenz erhoben. Für die Datenanalyse wurden Strukturgleichungsmodelle herangezogen, wobei Modelle mit und ohne Kontrolle der LehrerInneneinschätzungen (LE) verglichen wurden.
Ergebnisse: Wird die LE für das Lesen nicht kontrolliert, zeigen sich negative Effekte auf das Lesen für die Bereiche emotionale Probleme, Hyperaktivität, Prosoziales Verhalten sowie den Gesamtproblemwert, die auch bei Kontrolle der LE erhalten bleiben. Der umgekehrte Einfluss von Lesen auf Verhalten ist für dieselben Dimensionen und zusätzlich Problemen mit Peers gegeben. Nach Kontrolle der LE (Lesen) fallen die Effekte für emotionale Probleme und den Gesamtproblemwert insignifikant aus.
Conclusio: Die Leistungseinschätzungen der Lehrkräfte sollten bei der Untersuchung der Auswirkung von Verhaltensproblemen auf das Lernen berücksichtigt werden. Allerdings können auch unter diesen Bedingungen stabile negative Effekte (z.T. reziprok) sowohl für internalisierenden als auch für externalisierendes Verhalten auf das Lesen gefunden werden.