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Theoretischen Modellen zufolge spielen die Komponenten des Arbeitsgedächtnisses (AG) und deren Kapazität eine entscheidende Rolle beim Leseverstehen (Cain, 2006; Oakhill et al., 2011). Existierende Methoden zur Erfassung des AG weisen jedoch nur geringe Korrelationen mit Lesekompetenzen auf (Caretti, 2009; Perfetti & Lesgold, 1977), da die beim Lesen beanspruchten Verarbeitungskomponenten (Speicherung und Weiterverarbeitung pragmatischer, semantischer und syntaktischer Informationen) in klassischen Aufgaben zur Erfassung des AG nicht adressiert werden.
Verfahren zur Messung der Reading Span (RS) ermöglichen eine parallele Erfassung von Informationsverarbeitungs- und Speicherungsprozessen im AG und weisen daher entsprechende Korrelationen zum Leseverstehen auf (Daneman & Carpenter, 1980).
Um die RS zu erfassen, werden Testpersonen (TP) im Einzelsetting Sets von kurzen Sätzen (2 bis 6 Sätze) verbal präsentiert. Nach der Vorgabe des Satzes soll dessen Plausibilität beurteilt werden. Gleichzeitig besteht die Aufgabe, sich die jeweils satzfinalen Wörter (SFW) zu merken und diese am Ende jeder Satzspanne (entsprechend der Präsentationsreihenfolge) wiederzugeben (z.B. Daneman & Carpenter, 1980; van den Noort, 2008). Die Testungen erfolgen im Einzelsetting.
Basierend auf den Grundprinzipen zur Erfassung der RS wurde ein Verfahren konstruiert, welches für ein Gruppensetting geeignet sein soll. Hierbei werden ausschließlich kurze Sätze und häufige SFW vorgegeben, damit TP diese selbstständig, aber dennoch rasch lesen und verarbeiten können. Zusätzlich wird untersucht, ob sich die Merkspanne (Anzahl der richtig wiedergegebenen Wörter) bei a) konkreten und b) zusätzlich semantisch zusammenhängenden SFW erhöht. Dahinter steht die Hypothese, dass zur Verarbeitung konkreter und semantisch zusammenhängender Wörter der visuell-räumliche Notizblock zusätzlich genutzt werden kann und die Verarbeitung so erleichtert wird (van den Noort, 2008).
Erste Ergebnisse aus der Pilotierung werden präsentiert.