Speakers
Description
Globale und postkoloniale Themenfelder finden immer mehr Eingang in die deutsche Forschungslandschaft und konnten sich zum Teil bereits auch etablieren. Auffällig ist jedoch, dass in der Konzeption einer zeitgemäßen Lehrer:innenbildung globale und postkoloniale Ansätze zu wenig Berücksichtigung finden – gerade in Form einer strukturellen Verankerung im Lehramtsstudium. Besonders das Verhalten angehender Lehrkräfte, im Sinne einer Reflexion der eigenen Rolle und Position, ist unterrepräsentiert. Der Vortrag möchte mit den Teilnehmenden des Workshops eine zeitgemäße Bildungs-Konzeption diskutieren, in der zwischen einer inhaltlich-gegenstandsbezogenen Ebene und einer formal-prozesshaften Ebene von Bildung unterschieden wird. Diese Unterscheidung manifestiert sich in dem Erkennen von globalen und postkolonialen Motiven und der allgemeinen Frage nach eben jenen Bedingungen der Erkenntnismöglichkeit. Obgleich einzelne Inhalte im Lehramtsstudium thematisiert werden, fehlt es an einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung der zukünftigen Lehrkräfte. Vor diesem Hintergrund wurde an der Universität Jena im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ im Projekt „Globale und Postkoloniale Bildung“ eine empirisch-qualitative Studie durchgeführt, mit dem Ziel, die Einstellungsmarker und Erwartungshorizonte der Studierenden zu globalen und postkolonialen Themen im Jenaer Lehramtsstudium zu erfassen. Diese Studie zeigt, dass angehende Lehrkräfte zwar bestimmte Inhalte und Themen (inhaltlich-gegenstandsbezogene Ebene von Bildung), in der Regel durch das Nennen von spezifischen Schlagwörtern, erkennen und benennen können, aber sowohl ein Bezug zur eigenen Lernbiografie (formal-prozesshafte Ebene von Bildung) ausbleibt sowie mögliche Ideen zur Implementierung dieser Themen in die zukünftige schulische Praxis nicht formuliert werden können. Der Vortrag möchte daher weiter auf die Theorie-Praxis-Problematik in Bezug auf globale und postkoloniale Themen verweisen.