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Schule trägt in Deutschland zur Reproduktion von sozialer Ungleichheit bei, da sie sich nach wie vor an Schülerinnen aus sozio-strukturell privilegierteren Familien orientiert und Unterstützungsmöglichkeiten in schulische Bildungsangebote mit einbezieht. Schülerinnen ohne diese außerschulischen Ressourcen werden hierdurch strukturell und institutionell diskriminiert. Die jahrzehntelange Forderung nach Chancengleichheit macht daher auch auf Ebene der Lehrkräfteausbildung die kritische Auseinandersetzung mit dem Spannungsverhältnis von pädagogischer Selbstbeschreibung und institutionellen Strukturen und Verfahrensweisen notwendig (vgl. Mecheril/Plößer 2009, Gomolla/Radtke 2009).
Ein wichtiger Ansatzpunkt wird hier in einer spezifischen Professionalisierung von Lehrkräften gesehen (vgl. Kasatschenko/Zitzelsberger 2020), die den Ausbau und die Stärkung der Reflexionskompetenz hinsichtlich der Herstellungsdynamiken und diskriminierenden Effekte von Veranderungs- oder Otheringprozessen beabsichtigt (vgl. Karber et al. 2020). In unserem Vortrag möchten wir über den Stellenwert von Reflexionsarbeit in der Professionalisierung von Lehrkräften hinsichtlich des Abbaus von struktureller und institutioneller Diskriminierung sprechen und dies am Beispiel von Lehrkonzepten am Institut für Allg. Pädagogik und Berufspädagogik der TU Darmstadt verdeutlichen. Die Konzeptionen haben das Ziel, hierarchische Differenzordnungen (Heteronormativität, Klassismus und Rassismus) wissensbasiert, analytisch und kritisch-reflektierend in den Blick zu nehmen und einen macht-kritischen Umgang mit Differenz sowie eine reflektierende Professionalisierung von angehenden Lehrkräften zu ermöglichen (vgl. Balzter et.al. 2017). Im Anschluss möchten wir darüber diskutieren, wie eine notwendige Verzahnung von konzeptionellen Reflexionsangeboten in den unterschiedlichen Professionalisierungsstufen von Lehrkräften vorangetrieben werden kann.