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Aufgrund des erheblichen Lehrkräftemangels an beruflichen Schulen, insbesondere in den gewerblich-technischen Fachrichtungen (Maaz et al., 2022), stellt sich die Frage nach der Rekrutierungsbasis des Lehrberufs und den Determinanten der Berufs- und Studienwahl. Einschlägige Berufswahltheorien postulieren, dass die beruflichen Optionen in „kognitiven Berufslandkarten“ repräsentiert sind (Gottfredson, 1981, 2005), in denen sie entweder innerhalb oder außerhalb einer Zone der Berufe liegen, die eine Person grundsätzlich in Betracht ziehen würde. Es gibt also schon vor der Berufsentscheidung Berufswahl(ab)neigungen (Matthes, 2019), von deren Ausprägung es unter anderem abhängen dürfte, ob potentielle Adressatinnen von Orientierungs- und Beratungsangeboten solche Offerten anzunehmen bereit sind. Die Gründe und Motive, warum sich Menschen für oder gegen den Lehrberuf entscheiden, wurden bislang primär auf der Basis von Studierendenstichproben der Lehramtsstudiengänge untersucht (Berger & Ziegler, 2021; Driesel-Lange, et al., 2017; Glutsch et al., 2018; Watt et al., 2012; als Ausnahmen Renger et al. 2022; Rahn et al. 2023). Folglich weiß man zwar einiges darüber, warum Lehramtsstudiengänge gewählt werden, aber kaum etwas darüber, wer das Lehramt an beruflichen Schulen außerhalb der Zone der akzeptablen Alternativen verortet und warum.
Im Teilprojekt „Studienorientierung“ des Wuppertaler Kolbi-BK Projekts wurden deshalb mehrere Befragungen von potentiellen Adressatinnen für Informations- und Orientierungsangebote umgesetzt.
In dem Vortrag werden die Ergebnisse aus einer Stichprobe von rund 570 Schüler:innen beruflicher Schulen vorgestellt. Es werden deskriptive Befunde und Ergebnisse einer multiplen logistischen Regressionsanalyse präsentiert, die Rückschlüsse darauf zulassen, welche Schüler:innen potentiell für das Lehramt an beruflichen Schulen gewinnbar wären.
Abschließend werden praktische Schlussfolgerungen für die Berufs- und Studienorientierung diskutiert.