Speaker
Description
Rassismus ist in Deutschland allgegenwärtig - auch in Schulen, welche im Anspruch stehen diesen durch Bildungsprozesse zu reduzieren oder zu verhindern. Eine kritische antirassistische Perspektive (Kubota 2021) muss jedoch von Akteur:innen erst einmal eingenommen werden. Empirische Studien zeigen, dass Schüler:innen und in Deutschland Rassismus erleben (Karabulut 2020) und rassistische Inhalte in (Englisch)Lehrwerken vorkommen (Bönkost 2020, Marmer 2013). Durch seine Themen und Traditionen läuft der Englischunterricht Gefahr, rassistische Narrative zu tradieren (Langensiepen & Gerlach 2023). Doch bisher ist wenig über das rassistische Wissen (Terkessidis 2010) bekannt, das Lehrpersonen internalisiert haben und in ihrem Unterricht reproduzieren.
Im Dissertationsprojekt wird diese Forschungslücke aufgegriffen, indem untersucht wird, welches implizite und explizite (anti)rassismusrelevante Wissen Englischlehrer:innen beim Sprechen über Unterricht verbalisieren. Dazu werden narrative Interviews mit Englischlehrerpersonen geführt und mit der dokumentarischen Methode (Bohnsack 2014) ausgewertet. Diese ermöglicht die Rekonstruktion von implizitem Wissen, dem ein stärkerer Einfluss auf die Handlungspraxis zugeschrieben wird als explizitem Wissen.
Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine weiße Perspektive das Sprechen über Unterricht und Schüler:innen prägt und dass Lehrpersonen einen verkürzten Rassismusbegriff nutzen: sie denken Rassismus nicht strukturell sondern individuell. Rassismuskritik könnte als konzeptioneller Ansatz helfen, Professionalisierungsprozesse von Englischlehrpersonen in allen drei Phasen der Lehrer:innenbildung zu fördern, sodass sie eine kritische antirassistische Haltung einnehmen und danach unterrichten, um strukturellen Rassismus in der Institution Schule abzubauen und die eigene Integrität zu wahren.