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Wenn Jugendliche mit dissozialen Gleichaltrigen interagieren, besteht die Gefahr, dass sie in ihrem Sozialverhalten negativ beeinflusst werden. Da Jugendliche zudem einen großen Teil ihrer Zeit in der Schule verbringen, sind die Peers aus der Schulklasse eine besonders wichtige Bezugsgruppe für das Sozialverhalten. Über die Empfänglichkeit für negativen Peereinfluss von Schülerinnen und Schülern, welche bereits eine klinisch relevante Ausprägung an dissozialem Verhalten aufweisen, ist jedoch noch wenig bekannt. In vorliegender Untersuchung wurde deshalb der Frage nachgegangen, ob Risikoschülerinnen und Risikoschüler mit Problemverhalten im Bereich einer leichten bis schweren dissozialen Störung mehr vom aggressiven Verhalten der Schulklasse beeinflusst werden als Schülerinnen und Schüler, welche nicht zur Risikogruppe gehören. Die Daten stammen aus einer Längsschnittstudie mit Schweizer Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I. Die Analysen basieren auf anonymen Selbstauskünften von 864 Schülerinnen und Schülern in 55 Klassen zu vier Messzeitpunkten, die sich von Anfang siebte Klasse (T1) bis Ende siebte Klasse (T4) erstreckten. Das Durchschnittsalter bei T1 betrug 13.12 Jahre (SD=0.49) und 52% der Teilnehmenden waren männlich. Mehrebenenanalysen ergaben, dass das aggressive Verhalten der Risikoschülerinnen und Risikoschüler in Abhängigkeit des Aggressionsniveaus in der Klasse stärker anstieg als das der Vergleichsgruppe. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass Schülerinnen und Schüler mit einem hohen Niveau an dissozialem Verhalten in hochaggressiven Klassen besonders negativ beeinflusst werden, während ein niedriges Aggressionsniveau einen protektiven Faktor darstellen könnte.