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Ziel: Die Unabhängigkeit der Konstrukte phonologische Bewusstheit (PB) und prosodische Sensitivität (PS) wird zurzeit diskutiert. Bisherige empirische Befunde sind noch uneinheitlich (Thomson & Jarmulowicz, 2016). Ebenso wird die Bedeutung der frühen Buchstabenkenntnisse (BK) für die Entwicklung der phonologischen Bewusstheit in transparenten Schriftsprachsystemen wie dem Deutschen diskutiert (Lerner et al., 2016). Die hier vorgestellte Studie untersucht, ob die Faktoren PB, PS und BK voneinander unabhängige Faktoren sind.
Methode: Um die Vorläuferfertigkeiten des Schriftspracherwerbs von Kindern in den ersten Wochen nach der Einschulung zu erfassen, wurden von 417 monolingualen SchülerInnen der ersten Klasse direkt nach der Einschulung folgende Aufgaben bearbeitet: ein standardisierter Test zur PB (TEPHOBE; Mayer, 2011), ein Test zur prosodischen Sensitivität auf Phrasenebene (DEEdee-Task für das Deutsche adaptiert; Goswami et al., 2010; Whalley & Hansen, 2006) und eine Überprüfung der Buchstabenkenntnisse. In anschließenden konfirmatorischen Faktorenanalysen wurden fünf Modelle überprüft: ein 1-Faktor-Modell; drei 2-Faktoren-Modelle (PB, BK vs. PS; PB, PS vs. BK; PS, BK vs. PB) und ein 3-Faktor-Modell.
Ergebnisse: Das 3-Faktoren-Modell zeigt im Vergleich zu allen anderen Modellen die beste Passung. Das 1-Faktor-Modell zeigt die geringste Passung, gefolgt von den 2-Faktoren-Modellen.
Schlussfolgerung: Unser Ergebnis zeigt, dass es sich - trotz moderater bis hoher Korrelationen – bei PB, PS und BK um separate latente Faktoren handelt.