Speaker
Description
Trotz der Schwierigkeit, die Begriffe Reflexion und Reflexivität zu definieren, teilt die Lehrkräftebildung die Überzeugung, dass die Fähigkeit und Bereitschaft zur Reflexion für den Professionalisierungsprozess von Lehrkräften wesentlich sind (von Aufschnaiter et al., 2019). Neben der Notwendigkeit, pädagogisches Handeln begründen zu können (Häcker, 2019; Helsper, 2011), umfasst Reflexion zudem den Umgang mit dem ungelösten Theorie-Praxis-Problem (Häcker, 2019), da kein direkter Weg von der (wissenschaftlichen) Theorie in die (unterrichtliche) Praxis führt (Herzog, 1995). Wie könnte also die Anregung von Reflexion, verstanden als vermittelnder Prozess zwischen Theorie und Praxis (Leonhard & Rihm, 2011), konzeptuell so in Unterrichtsnachbesprechungen (UNB) integriert werden, dass bereits im Studium eine kritisch-reflexive Haltung angestoßen wird, die in der pädagogisch-professionellen Praxis im Sinne einer berufsbiografischen Entwicklungsaufgabe (Terhart, 2011) realisiert werden könnte (Helsper, 2011)?
Das hier vorgestellte fachübergreifende Gesamtkonzept UntAdFoKo versucht, das reflexionsfördernde Potential auszuschöpfen, indem in UNB Theoriebezüge zu lernwirksamen Grundprinzipien (basierend auf Basisdimensionen der Unterrichtsqualität nach Gärtner et al., 2021) hergestellt werden. Zu diesem Zweck entstanden im Rahmen des Projekts „Digitalisierung im Beruflichen Lehramtsstudium“ Audioaufzeichnungen von n = 10 UNB im Praxissemester 2020 /2021. Nach einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2015) deuten erste Ergebnisse darauf hin, dass die hergestellten Theoriebezüge das Erreichen einer tieferen Reflexionsstufe (nach Fund et al., 2002) bei Studierenden begünstigen können. Die vorgestellte Analyse soll eine Diskussion darüber anregen, ob die konzeptuelle Einbettung von Theoriebezügen in UNB ein erster Schritt sein könnte, um eine reflexive „nachhaltige Professionalisierung“ (Berkemeyer et al., 2011) anzubahnen.